Norman Ohler

Der stärkste Stoff

Psychedelische Drogen: Waffe, Rauschmittel, Medikament
Cover: Der stärkste Stoff
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2023
ISBN 9783462001914
Gebunden, 272 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Wie Norman Ohler in seinem Buch "Der totale Rausch" am Beispiel der NS-Zeit gezeigt hat, spielen Drogen und Drogenpolitik eine dramatische, immer noch unterschätzte Rolle in der Geschichte der Menschheit. In seinem neuen Buch nimmt der Autor diesen Faden wieder auf und untersucht, wie Entwicklung, Produktion und Verbreitung psychedelischer Substanzen Politik und Gesellschaft von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart geprägt haben. Bei seinen  Recherchen in Archiven in Europa und den USA differenziert Norman Ohler zwischen drei Dimensionen beim Blick auf Drogen: ihre Funktion als Rauschmittel, als Werkzeug der Bewusstseinskontrolle sowie als Heilmittel. Am Beispiel der Entdeckung des LSDs und dem aus mexikanischen Pilzen gewonnenen Psilocybin bringt Norman Ohler Licht in das Zusammenspiel aus wissenschaftlicher Forschung, staatlichen Behörden und hedonistischer Drogenkultur. Und er zeigt, wie eine undifferenzierte Prohibitionspolitik Fortschritte im Kampf gegen Zivilisationskrankheiten wie Depression oder Alzheimer verhindert. Es treten auf: Albert Hofmann und die Basler Firmen Sandoz und Novartis, Harry J. Anslinger und sein Federal Bureau of Narcotics, Richard Nixon und Elvis Presley, Aldous Huxley und John Lennon, sowie die Eltern des Autoren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2023

In Amerika sterben zwar neuerdings über hunderttausend Menschen pro Jahr an Drogen, aber in einem ist sich Rezensent Benedikt Sarreiter sicher: Das Problem sind nicht die Drogen, sondern der "War on Drugs". In der Buchmessenbeilage der FAZ bespricht er zwei Bücher, die ihm diese Gewissheit bestätigen, Norman Ohlers "Der stärkste Stoff" und Helena Barops "Der große Rausch". Norman Ohler, erinnert sich Sarreiter, hatte 2015 mit "Der totale Rausch" einen großen Bestseller - und das verdientermaßen, denn Ohler verstehe es, spannend zu erzählen. Ging es in "Der totale Rausch" um ein bis dahin eher unbekanntes Kapitel über Drogen in der Nazizeit, erzählt Ohler nun in "Der stärkste Stoff" unter anderem die Geschichte von LSD. Ganz so begeistert ist Sarreiter in diesem Fall aber nicht, denn ehrlich gesagt, über die Verbindung zwischen CIA und LSD, der Ohler hier nachgeht, hatte er schon einiges gelesen. Spannender hätte er es gefunden, wenn Ohler systematischer neuen Spuren über therapeutische Potenziale von LSD nachgegangen wäre. Ohler hat seiner demenzkranken Mutter zwar mit deren Einwilligung LSD in Mikrodosierung verabreicht und vielversprechende Wirkungen festgestellt - aber für Sarreiter erforscht er dieses Feld bei weitem nicht intensiv genug. Schade, findet er.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.09.2023

Den Autor Norman Oehler kennt Rezensent Werner Bartens schon aus dem Bestseller-Buch zu Drogen im Nationalsozialismus, nun wendet er sich psychoaktiven Substanzen zu, die seines Erachtens völlig zu Unrecht einen schlechten Ruf haben. Oehler schildert für Bartens anregend die Entdeckungsgeschichte von Lysergsäure-Diethylamid, kurz LSD, die aus dem Getreidepilz Mutterkorn gewonnen und bei ersten Versuchen versehentlich auch von ihrem Entdecker Albert Hofmann aufgenommen wurde, der den daraus resultierenden Rausch aber durchaus angenehm fand. "Wie ein popkultureller Drogenrausch" schildert Oehler dann die weitere Geschichte des Stoffes, von der Hoffnung der Nazis, hier eine Wunderdroge gefunden zu haben, die gegen die Gegner zum Einsatz kommen könnte, über den freien Gebrauch von Künstlern wie Jack Kerouac und Bob Dylan bis hin zur Verbotspolitik der USA. Was Bartens dabei weniger zusagt, ist die Agenda, die der Autor parallel verfolgt: Seine Mutter ist an Demenz erkrankt, er hat die Hoffnung, LSD könnte helfen, beklagt sich aber über angeblich verunmöglichte Forschung, dem widerspricht der Kritiker klar. Forschung zu LSD ist möglich und wird auch durchgeführt, weiß er, an dieser Stelle verliert ihn das Buch, das ihn aber ansonsten völlig mitreißt und das er gerne gelesen hat.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.09.2023

Mit "Der stärkste Stoff" legt Norman Ohler nun sein zweites Buch über Drogen sowie ihre politische Indienstnahme vor. Und laut Rezensentin Vera Linß ist es mindestens so spannend und rund erzählt wie das erste. Während Ohler sich in "Der große Rausch" mit dem Drogenkonsum im NS-Staat befasste, widmet er sich diesmal der Geschichte des LSD und bringt dabei einige überraschende, ja teilweise schockierende Wahrheiten ans Licht - so zum Beispiel die Tatsache, dass die US-Amerikaner im Kalten Krieg geheime Experimente durchführten mit dem Ziel, Menschen durch die Droge fügsam zu machen, lesen wir. Die parallele Kriminalisierung und die daraus folgende Stagnation in der Erforschung des Stoffes als Heilmittel diente lediglich zur Ablenkung, weiß Linß. Von alle dem erzählt der Autor packend und unterhaltsam, wobei er immer wieder auch seine eigenen Erfahrungen während der Recherche in den Text einfließen lässt. Dieses "wunderbare, aufklärerische Buch", glaubt die Rezensentin, kann viel dazu beitragen, die Forschung an LSD als Medikament  voranzutreiben.