Nicola Barker

Nadeln im Ohr

Roman
Cover: Nadeln im Ohr
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783518413180
Gebunden, 244 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Brigitte Heinrich. 1981: Die 16jährige Medve verbringt den Sommer in einem halbverfallenen Art-deco-Hotel auf einer winzigen Insel vor der Südküste von Devon. Sie steckt mitten in der Pubertät und quält sich mit dem Gedanken, irgendwie unnatürlich zu sein. Und tatsächlich ist sie auch ziemlich groß für ihr Alter, könnte um einiges besser aussehen und würde sich gewiß wohler in ihrer Haut fühlen, wenn ihre Mutter, Schwester Christabel und der ältere Bruder Barge noch bei ihr wären. Die aber sind alle ausgeflogen. Und so verbringt Medve die langen Tage mit ihrem Vater, einem "Zahnstocher mit Ellenbogen", der 12jährigen Schwester Patch, einer dicklichen und höchst belesenen Kochkünstlerin, und dem kleinen Bruder Feely, der ein staunenswertes wie unheimliches Interesse für Naturkunde hegt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.06.2003

Friedhelm Rathjen schaut mit gemischten Gefühlen auf Nicola Barkers "ungeheuer nassforschen" Roman, auch wenn seine anfängliche Befürchtung, es werde die ganze Zeit in dem kruden Teenagerslang der ersten Seiten weitergehen, sich nicht bestätigt. Trotzdem findet er den Roman anstrengend, die Häufung der "aberwitzigen und nichtssagenden und anekdotischen und skurrilen Episoden" führt zu "einer Art lakonischen Exzessivität", erklärt er leicht erschöpft. Literarische Qualitäten wie "Handlungsentwicklung" oder "epischer Fluss" kommen ihm zu kurz. Der Ton in dem die 16jährige Medve, Kind einer siebenköpfigen Familie, ihre Kratzbürstigkeit zur Schau stellt, ist laut Rathjen "auf düstere Weise monströs". Und doch spürt man zwischen den Zeilen der Rezension eine große Sympathie für die Autorin und ihre Heldin. Am Ende gibt Rathjen zu, eine "unerklärliche Leichtigkeit" gespürt zu haben, wie an einem faulen heißen Sommertag. Nur das Ende, auf das das Drama dann unvermeidlich zusteuere, vergällt ihm dieses Gefühl wieder. Es ist ihm zu "erwachsen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.12.2002

Pubertärer als der unflätigste Teenager kommt Nicola Barkers Pubertätsdrama "Nadeln im Ohr" nach Ansicht von Rezensentin Jutta Person daher, was sie reichlich anstrengend findet. Daher lässt sie auch kein gutes Haar an dieser "Mischung aus Marc-Almond- Reminiszenzen, Fäkalsprache und dem Versuch, die story mithilfe möglichst bizarrer Familienverhältnisse und -mitglieder zu bestreiten". Zwar verweise der Klappentext laut Rezensentin auf die "altehrwürdige Times", die dem Roman Frische und Originalität bescheinigt habe, und wage dazu einen Vergleich mit J. D. Salingers "Der Fänger im Roggen", für die Rezensentin "einer der brillantesten Teenager-Geschichten des letzten Jahrhunderts". Aber das kann die Rezensentin nicht beeindrucken. "Nadeln im Ohr" spieße einen schlechten Witz auf den nächsten, um die Langeweile zu übertünchen, die sich bereits beim ersten Gefluche der Protagonistin einstelle.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.09.2002

Ziemlich abwatschen lassen muss sich hier die junge britische Erfolgsautorin von Thomas David. Zwar zeige sie auch hier ihre Liebe zu bizarren Verhältnissen und skurrilen Menschen, - die riesenhafte Heldin Medve, ihr zwergenhaft kleiner Vater namens Big, die Geschwister, "verschrobenen, debil und verzogen". Aber weil die "hintergründige Ernsthaftigkeit" fehlt, die alle Komik auch braucht, gerät dies Buch in Davids Augen gefährlich nahe an den Rand zur "Klamotte". Der vierte Roman der ansonsten vom Rezensenten als eine der "originellsten und unerschrockensten Schriftstellerinnen ihrer Generation" gelobten Autorin ist seiner Meinung nach ganz einfach daneben gegangen: ihr "bislang schwächstes Buch".
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