Nadia Budde

Trauriger Tiger toastet Tomaten

(Ab 5 Jahre)
Cover: Trauriger Tiger toastet Tomaten
Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2000
ISBN 9783872948496
Pappband, 42 Seiten, 15,24 EUR

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.07.2000

Die Rezensentin Elisabeth von Thadden zeigt sich begeistert von Nadia Buddes Lese-Lern-Buch. Übers bloße Alliterieren der Anfangsbuchstaben im ABC werde die "uferloseste Ordnung der Dinge" erschaffen. Die poetischsten Zusammenhänge, von "Almas Appetit auf Austern" bis zu "zähen Zervelatwurstspitzen", verdanken sich rein den Beziehungen, die die Autorin mit dem Alphabet stifte. Reizvoll findet von Thadden darüber hinaus die Zeichnungen, die den Anfangsbuchstabenkosmos um manch skurriles Detail bereichern. "Falls man nicht bereits lesen könnte", so die Rezensentin, "würde man es mit diesem Buch gern lernen."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.05.2000

Das ABC ist Grundlage einer unserer wichtigsten Kulturtechniken, es hilft beim Lesen und beim Schreiben. Aber anders als beim Sprechenlernen, darauf verweist Gerda Wurzenberger mit Recht, erschließt sich das Alphabet den Kindern nicht auf kognitiv-sinnliche Weise, sondern verschließt sich zunächst eher durch formale Willkür. Darum verändert die Kenntnis des ABC die Welt der kleinen Leser und Leserinnen, von nun an ist ein Wort mit einem abstrakten Abbild im Kopf verknüpft. Weil diese Lernphase so wichtig ist, lassen sich Autoren und Illustratoren schon seit langem entsprechende Bilderbücher zum ABC einfallen. Früher als Schule des Lebens gedacht, wie Wurzenberger feststellt, heute eher als sprachphilosophische Betrachtung, die Kinder wie Erwachsenen Spaß machen soll. Gerda Wurzenberger bespricht fünf verschiedene Bücher, die das ABC zum Sprechen und Tanzen bringen.
1) Nadia Budde: "Trauriger Tiger toastet Tomaten" (Peter Hammer Verlag)
Nadias Buddes ABC-Buch setzt gewisse Grundkenntnisse voraus, meint Wurzenberger, und ist, wie der Titel schon nahelegt, von der Nonsenslyrik inspiriert. Das ergibt zunächst einfach komische Sprachbilder und witzige Zungenbrecher à la Fischers Fritz, im einfachen Comicstil illustriert, die sich aber beim Vorlesen und genaueren Hinsehen immer mehr erschließen würden. Sehr anregend für die sprachliche Phantasie und Entfaltung, lautet das vergnügte Urteil der Vorkosterin.
2) Esther Spinner, Anna Luchs: "Die Amsel heißt Selma" (Palazzo Verlag)
Ganz nett geschrieben und ganz witzig illustriert findet Wurzenberger das ABC-Buch von Spinner und Luchs, bemängelt aber sprachliche Originalität dieser zu einer etwas forciert wirkenden Geschichte zusammengefügten Tier-Anagramme. Alles in allem etwas brav, meint Wurzenberger, und eher als Spielanleitung zu gebrauchen, wofür ihrer Meinung nach auch die beigelegten vorgestanzten Buchstabenplättchen sprechen.
3) Hans Manz: "Ein kleines o steht vor dem Zoo" (Verlag Nagel und Kimche)
Kein ABC-Buch im herkömmlichen Sinne ist diese "Geschichte für Buchstabennarren", meint Gerda Wurzenberger, die den Verfasser Hans Manz, der in der Schweiz zu den renommiertesten Kinderbuchautoren zählt, als großen Sprachspieler und Wortklauber bezeichnet. Manz packt die Erkundung des Alphabets in eine Geschichte, in welcher ein Junge die Welt der Buchstaben schreibend in den Griff bekommen soll. Dabei verleiht der Autor den Buchstaben Charaktereigenschaften, mit denen sie gegen den Schreiberling auf lustige Weise zu Felde treten. Verena Ballhaus hat der Geschichte Schwarzweiss-Zeichnungen zur Seite gestellt, die laut Wurzenbacher der Ernsthaftigkeit des Manzschen Sprachspiels eine gewisse Leichtigkeit verleihen.
4) Katharina Lausche: "T wie Tukan" (Aufbau Verlag)
Ein Buch, das vornehm in Halbleinen gebunden ist, und der Rezensentin auch sonst gut gefällt. Die Autorin versammelt in alphabetischer Reihenfolge seltene Tiernamen. Die unbekannten oder exotischen Tiere sind in fotorealistischer Manier auf leerem Grund abgebildet, im Anhang läßt sich mehr über die Tierchen und ihre Plaisierchen erfahren. Interessant und allgemeinbildend, denn wer weiß schon, fragt Wurzenbacher, was ein Veilchenohr ist. Eine beigelegte Auflösungskarte hat auch der Rezensentin weitergeholfen.
5) Renate Habinger, Linda Wolfsgruber: "Es war einmal von A bis Zett" (Bibliothek der Provinz)
Die beiden österreichischen Autorinnen sind zugleich die Illustratorinnen dieses mit einem Preis ausgezeichneten Bandes, der nach Art alter Bilderbögen das ABC in Schwarzweiß auf beigem Grund variiert. Ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle hat die Rezensentin durchlebt, da die Autorinnen viele Motive und Zitate aus der Märchentruhe geholt, aber öfter mal auch mutwillig vertauscht oder arrangiert haben. Man käme nicht umhin, so Wurzenbacher, verschiedene Märchen oder auch Kinderbuch-Klassiker wie Pinocchio oder den Struwwelpeter neu zu erzählen und neu zu interpretieren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.03.2000

In einer Sammelrezension bespricht Monika Klutzny die folgenden fünf Bilderbücher:
1) Kafka/di Gennaro (Illustr.): "Ein Bericht für die Akademie"
Ist dies eines der Bilderbücher, die "eigentlich" für Erwachsene gedacht sind, fragt sich Klutny, und verneint die Frage kategorisch. Zwar kann ein kindliches Lesepublikum vielleicht nicht die Kakfkasche Parabel in aller Tiefe deuten; aber die "magische Anziehungskraft" dieser Bilder von Affen mit menschlichem Anzug und Habitus wird sie einführen in das Vokabular der "Sprache der Bilder", - etwas, was die lustige Niedlichkeit von Bilderbüchern sonst kaum je zu bieten hat, findet sie.
2) Wolf Erlbruch: "Nachts"
Wäre Erlbruch nicht schon ein bekannter Illustrator (Stichwort: Maulwurf, Goethezitate), würde dies schmale Bändchen total unverdient untergehen, meint die Rezensentin. Es lebt aus dem Kontrast zwischen nöligem Vater, der den Text bestreitet, und den um einen Nachtspaziergang bettelnden Sohn, dessen wilde, überschlagende Fantasien die Bilder abgeben. Nicht kunterbunt, dafür umso lohnender, urteilt Klutzny.
3) Nadia Budde: "Trauriger Tiger toastet Tomaten"
Auch diese Autorin/Illustratorin ist - obschon von Kritikern hochgelobt - keine Bestsellerlieferantin: zu schrill und absurd sind ihre Sprach- und Bildeinfälle, um als allgemein "kinderzimmertauglich" angesehen zu werden. Umso heftiger plädiert Klutzny dafür, den kindlichen Humor nicht nur mit harmlosen Albernheiten abzuspeisen, sondern ihm mehr Futter á la Budde zu gönnen.
4) Volker Pfüller: "Ziegenbock und Bratenrock"
Blöde Lehrer werden verhohnepiepelt mit köstlichen Bildern und Sprüchen (`Die Schlechten schreiben, wie sie mechten, aber die Guten schreiben exakt wie Konrad Duten.`); ein für jedes Kind ergötzliches Buch, meint Klutzny, das in einer vielversprechenden neuen Bilderbuch-Edition des Aufbau-Verlags (Hrsg: Ute Blaich) erschienen ist.
5) Shakespeare/Spirin (Illustr.): "Der Sturm"
Eine durch die Bilder des russischen Illustrators "kunstvoll akzentuierte" Prosa-Nacherzählung der Schakespearschen Romanze, schreibt die Rezensentin; sie hebt hervor, dass dieser (wie die anderen) Titel zur Vermittlung begeisterte Erwachsene braucht. Aber das, so findet sie, spricht kein bisschen gegen anspruchsvolle Bilderbücher.
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