Monika Rinck

Honigprotokolle

Gedichte
Cover: Honigprotokolle
Kookbooks Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783937445496
Broschiert, 80 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Mit Illustrationen von Andreas Töpfer. Im ursprünglichen Wortsinn des Protokolls gibt es einen klebrigen Kern: Ein zusammengeleimtes Buch ist gemeint oder, spezieller: das einer Niederschrift vorgeleimte Blatt, mit einer Chronologie zum Schriftstück und Angaben zum Verfasser. Das steht am Anfang des Buches, wird ihm aber zuletzt eingeklebt. Daher auch die Tendenz zum Hohn - in all seiner Nachträglichkeit. Es gibt die Klebrigkeit der inneren Fixierung, die auf immer wieder erneutes Durchdenken dringt, und es gibt den unvergesslichen Honig an den Schuhen, in der Tasche, an den Fingern, der an den unachtsamen Moment seines Verschüttens erinnert. Auch dies kann als ein Protokoll gesehen, wenn auch nicht gelesen werden. Oder nehmen wir den Körper als Protokoll unseres Lebens, für den Verlauf der Zeit, dem wir unterliegen. Nehmen wir den Honig als Protokoll des Bienenflugs und als Auskunft über die von ihnen gerade noch erreichbaren Blüten. Die Honigprotokolle sind beinahe quadratisch und ineinander verfugt wie Kacheln. Sie bilden ein Raster, das ihre Ordnung offenbart. Etwas ist passiert - das Gedicht gibt Auskunft und bittet seinerseits um Deutung. Es behandelt eine längst vergessene Süße. Sinne, Affekte, Materialien oder eine Angst, die gestern noch in die Zukunft ging. Auch davon berichtet das Protokoll. Es wendet sich an Konzepte, die es nicht abstreifen kann: kollektive Erfahrungen, von Einzelnen protokolliert. Die Arbeitsteilung erfolgt via Reizschwellen, die eine Folge der Vielfachpaarung sind. So wird eine hohe Bandbreite von Empfindlichkeiten garantiert. Doch es ist wie beim Bienentanz: Am Ende wird nur noch für die beste Höhle getanzt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.05.2012

Ina Hartwig überzeugt Monika Rincks Gedichtband einmal mehr davon, mit der 1969 geborenen Zweibrückerin eine großartige, kenntnisreiche und originelle Dichterin vor sich zu haben. Ihre eigens erfundene Gattung der "Honigprotokolle", Prosagedichte, die sich über drei Jahre aus Skizzen entwickelt haben, wie Rinck der Rezensentin im Gespräch verraten hat, handeln von "allem und nichts", sind mal süß, mal höhnisch und oft melancholisch, wie Hartung wissen lässt. Die Fülle von Anspielungen die die "gelehrte" Lyrikerin in ihren Gedichten unterbringt und die sie auch über große Häupter der Literaturgeschichte unbekümmert spotten lässt, ist beeindruckend, man muss sie aber, um die Gedichte genießen zu können, auch nicht alle verstehen, beruhigt Hartung. Überhaupt betont die Rezensentin, dass das fundierte Wissen der Autorin nicht belastet, nicht zuletzt, weil sie ihr Wissen nie ohne Emotion vorbringt. Hartung ist einfach hingerissen von der Vielfalt, der Schönheit und der mitunter "genialen" Treffsicherheit Rincks und preist sie als meisterhafte und dabei "bienenfleißige" Stimmenvirtuosin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.05.2012

Mit großer Freude hat Rezensent Martin Maurach Monika Rincks neuen Gedichtband "Honigprotokolle" gelesen, der ihn in teils märchenhaften, teils sprachreflexiven, aber immer klangvollen Gedichten und Liedtexten in ebenso "labile" wie "labiale" Zwischenzustände entführt. Ob die Gedichte, die meist mit "Hört ihr das, so höhnen Honigprotokolle" beginnen, nun von einer "Thai-Massage bei Lacan", der sexuellen Verweigerung der Lysistrate, Facebook-Parties oder dem überholten Geschlechterverhältnis handeln - sie erscheinen dem Kritiker meist als Suche nach einer gelingenden Liebe. Rinck beherrsche insbesondere die Kunst des Binnenreims virtuos, meint der Rezensent, der diesen Band nicht zuletzt aufgrund der Zeichnungen der Dichterin und der Lieder des Komponisten Bo Wiget dringend empfehlen kann.
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