Michael Lentz

Chora

Gedichte
Cover: Chora
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783103900125
Gebunden, 128 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

In den neuen Gedichten von Michael Lentz geht es buchstäblich um alles - von A bis Z, von der Kindheit bis zum Tod. Im Zentrum steht nicht zufällig das Gedicht von einem Kind, das eine tote Amsel gefunden hat. Und beide, Kind und Gedicht, wollen die Amsel wieder zum Singen bringen. In immer neuen Anläufen geben sich die neuen Gedichte von Michael Lentz der schöpferischen, lebendigen Kraft der Sprache hin und ziehen dabei vom Gebet bis zum Anagramm alle Register. Das hat etwas Barockes und Romantisches und kühl Modernes und zielt doch immer auf das Ganze unserer Existenz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2023

Rezensent Tobias Lehmkuhl nimmt noch einmal Michael Lentz' Frankfurter Poetikvorlesungen zur Hand, in der Hoffnung, dadurch ein wenig Licht ins verwirrende Dunkel des neuen sprachspielerisch wie -künstlerisch herausfordernden Gedichtband zu bringen. So kann er sich mithilfe der Vorlesungen immerhin die Anspielungen des Gedichtes "adoneus helmut" auf Deutschland in den 70ern, die RAF und Helmut Schmidt erklären, die viel mit Anagrammen arbeiten. Damit begibt sich Lentz in die Tradition von Dichtern wie Oskar Pastior und Ernst Jandl, stellt Lehmkuhl fest, die Inspirationen, die sie dem Autor geben, fasst er im titelgebenden Begriff  "Chora" zusammen, der als eine Art Urschleim der Poesie funktioniert. So ganz weiß der Kritiker noch nicht, was er von abenteuerlichen Aufforderungen wie "mach rhizom mit mir" halten soll, aber für alle, die in Sachen Lyrik ihren detektivischen Spürsinn auf die Probe stellen wollen, gibt es hier allemal eine Menge zu entdecken, schließt er.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 06.03.2023

Rezensent Christian Metz schwärmt von Michael Lentz neuem Gedichtband "Chora", in dem er philosophische Tiefe gepaart mit poetischer Brillanz vorfindet. In der Tradition der Konkreten Poesie eines Eugen Gomringer oder Oskar Pastior stehend, beherrscht Lentz auf meisterhafte Weise das Spiel mit der Sprache, so Metz. Bevorzugt in der Form des Anagramms, transformiere Lentz seine Sprachobjekte immer wieder aufs Neue und reflektiere dabei auf die Grenzen der Sprache beziehungsweise deren Überschreitung. Aber der Autor sei nicht nur "Buchstaben-Akrobat", sondern auch "Wissenspoet", beteuert Metz. Der Titel "Chora" spielt auf philosophische Konzepte Platons und Julia Kristevas an, erklärt der Rezensent. Interessant ist für Metz auch, dass in diesem Band Gedichte aus fünfzehn Schaffensjahren versammelt wurden und damit verschiedene Aspekte von Lentz Arbeiten beleuchtet werden. Radikal neu sei Lentz Lyrik nicht, räumt der Rezensent ein, vielmehr schreibe sie sich in eine Tradition ein, aber, relativiert der Rezensent, das sei ja auch bewusst so gewählt und auf "allerhöchstem Niveau" ausgeführt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.03.2023

Rezensent Björn Hayer bewundert Michael Lentz für seine Befreiungslyrik. In den Texten schimmert für ihn nicht nur eine eher beengte Kindheit durch und der Wunsch nach Emanzipation, sondern auch der Wille zur Alterität und zum Kontrollverlust. Für Hayer steckt hier die Ethik dieser Dichtung, die sich auch in der Form zeigt, in "Vokalketten", Kreuzstellungen und Gegensätzen. Der Dichter auf der Höhe seines Könnens, findet Hayer.
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