Michael Krüger

Kurz vor dem Gewitter

Gedichte
Cover: Kurz vor dem Gewitter
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518414569
Gebunden, 111 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Als Michael Krüger den Peter-Huchel-Preis erhielt, bemerkte Adolf Muschg über ihn: "Nur der Trivialkünstler findet auf seinem Weg immer den Schuh, den er sich und dem Leser getrost anziehen möchte. Für den Liebhaber der Ehrlichkeit kommt zuviel dazwischen: zwischen Ursache und Folge, Bild und Bedeutung, Ich und Du, Lüge und Wahrheit, Leben und Tod. Von diesen Zwischen-Räumen handeln Krügers Gedichte." Und davon, dass niemand weiß, wie die kleinen und großen Fragen letztlich zu beantworten sind - auch wenn man sich ihnen, wie Michael Krüger mit Skepsis und Ironie, stellen muss.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.12.2003

Nicht jeder gute Verleger ist auch ein guter Dichter und umgekehrt, eine Behauptung, die Roman Bucheli gerne von der Person des Verlegers und Autors Michael Krüger widerlegt sieht, nach dem Motto: Ausnahmen bestätigen die Regel. Und wenn er auch nicht wisse, woher ein so viel beschäftigter Mann die Zeit zum Gedichteschreiben (wie auch von Romanen und Erzählungen) nimmt, so glaubt Bucheli eine Ahnung zu haben, wo die Kraft herrührt: "aus dem unbedingten Glauben an das Wort". Krügers Enthusiasmus für die Sprache wird nicht etwa gebremst sondern befördert durch einen grundsätzlichen Zwiespalt oder Zweifel, so beschreibt es der Rezensent, der ihn zwischen Trauer und Zuversicht, zwischen den Toten und Lebenden schwanken und ihn letztendlich immer dem Leben und den Wörtern sich zuwenden sieht. In Krügers neuestem Gedichtband sei viel von den Toten die Rede, von Krügers Großeltern, der Landschaft seiner Kindheit, berichtet Bucheli, in beinahe jedem Vers würden widersprüchliche Impulse spürbar, die von der Trauer um das Vergangene sowie von der Freude um das Wiedergefundene zeugten. Bucheli verweist auf ein zeitgleich erscheinendes Buch.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.12.2003

Iris Radisch fragt sich angesichts der welthaltigen Fülle der Gedichte in diesem Lyrikband von Michael Krüger, ob es wohl noch einen zweiten "Michael Krüger" gibt, der anstatt wie der Autor täglich seiner Arbeit im Hanser Verlag nachzugehen, durch die Weltgeschichte reist und Mensch und Tier unter die Lupe nimmt. Denn die Gedichte handeln von Wind und Wetter, Zügen und Flugzeugen, von "arabischer Musik, albanischen Liedern, und korsischen Gebeten" und vielem mehr, so die Rezensentin fasziniert. Radisch streicht die "sanfte mitternächtliche Melancholie" mancher Gedichte und die, wie sie findet, für einen am Schreibtisch Arbeitenden "ganz erstaunliche Leidenschaft für das Kreatürliche" heraus und scheint insgesamt sehr angetan von den Gedichten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.11.2003

Anton Thuswaldner sagt Michael Krügers Gedichten aus der Widersprüchlichkeit der Existenz eine lange Lebensdauer voraus. An Hand von Naturbildern und einer "entgegenwärtigten" Lyrik beschreibe Krüger den grundlegenden Riss in unserer Welt, in Gedichten, die "gelassen bis heiter wirken, aber umwölkt sind von einer Melancholie, die einen inneren Spannungszustand dämpfen." Krügers Taktik bestehe darin, gegen die Unbilden der Welt eine "intellektuelle Bastion der Schönheit" zu errichten. Die Spannungen, die Krüger beschreibt, finden sich auch innerhalb der Gedichte wieder. "Sie sind immer anders als sie gerade erscheinen", freut sich der Rezensent, der gegen Ende ungewohnt emotional, ja beinahe pathetisch bekundet: "Schön, dass es diesen helldunklen Gedichtband gibt."
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