Meena Kandasamy

Schläge

Ein Porträt der Autorin als junge Ehefrau
Cover: Schläge
CulturBooks, Hamburg 2020
ISBN 9783959881487
Gebunden, 264 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Karen Gerwig. Verführt von Politik, Poesie und dem Traum, gemeinsam eine bessere Welt zu schaffen, verliebt sich eine junge Frau in einen charismatischen Universitätsdozenten. Nach der Hochzeit zieht sie zu ihm in eine verregnete Küstenstadt in einer Region Indiens, deren Sprache sie nicht beherrscht, und muss entdecken, dass ihr perfekter Mann sich hinter verschlossenen Türen in ein alles kontrollierendes Monster verwandelt. Als er sie auf seine idealisierte Version einer gehorsamen Frau reduziert, sie schikaniert und ihren Ehrgeiz, Schriftstellerin zu werden, im Keim erstickt, schwört sie, sich zu wehren, auch wenn ihre Familie sie drängt, in der Ehe zu bleiben - ein Widerstand, der sie entweder töten oder ihr die Freiheit zurückgeben wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2020

Rezensentin Sabine Berking bekommt mit Meena Kandasamys Roman über Gewalt in der Ehe viel mehr als eine autobiografische Aufarbeitung. Was die Erzählerin unter dem strengen Regime ihres Ehemannes erlebt, Isolation, totale Kontrolle, physische Gewalt, Umerziehung, die Indifferenz ihrer Umgebung, jagt Berking einen Schrecken nach dem anderen ein. Formal überzeugt sie der Text durch Lakonie, filmisches Gespür und Sätze "wie Hiebe", die in Karen Gerwigs Übersetzung laut Rezensentin ihre Wirkung nicht verfehlen. Der Versuch der Erzählerin zu verstehen, konfrontiert Berking schließlich mit dem Psychogramm eines Doppelgänger-Gatten.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.07.2020

Rezensentin Shirin Sojitrawalla findet es bewundernswert, dass die feministische indischstämmige Autorin Meena Kandasamy ein Buch über empörendste häusliche Gewalt schreiben kann, das zu lesen sie dennoch genießen konnte. Der Kritikerin zufolge liegt das an dem geistreichen Ton und der großen Ironie, in dem es verfasst ist. Sie betont, dass Kandasamy hier nicht einfach ihre eigene Geschichte von Missbrauch durch den Ehemann erzählt, sondern häusliche Gewalt künstlerisch darstellt und so zur Selbstermächtigung der Frauen beiträgt. Das verdient größten Respekt, schließt Sojitrawalla.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.06.2020

Rezensentin Sylvia Staude empfindet Ehrfurcht davor, dass Meena Kandasamy die Geschichte ihrer Folter durch ihren Ehemann so distanziert erzählen kann - permanent gebe sie zu verstehen, dass sie hier lediglich als Schriftstellerin agiere, ihr Buch ein Roman sei, so Staude. Die indischstämmige Autorin beschreibt die Zeit des ehelichen Zusammenlebens, die für sie aus Überwachung, Vergewaltigungen, Misshandlungen, Todesdrohungen und Demütigungen bestand, so kühl, dass die Kritikerin das, wie sie findet, ästhetisch ambitionierte Buch nur als kalt servierte Rache begreifen kann - und als trotzigen Beweis der eigenen Stärke.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.05.2020

Ebenso erschüttert wie fasziniert hat Rezensentin Julia Riedhammer diesen Roman der indischen Autorin, Aktivistin und Feministin Meena Kandasamy gelesen. Erzählt wird die autobiografisch geprägte Geschichte einer Schriftstellerin, die von ihrem Mann, einem dogmatischen Kommunisten, zunächst von der Außenwelt abgeschirmt, schließlich geschlagen und vergewaltigt wird. Sie beginnt ihr Ich aufzuspalten, schildert die Demütigungen aus der Außensicht, flieht zunächst in feministische Literatur, etwa von Elfriede Jelinek und Helene Cixous, und gewinnt ihren Körper und ihre Sprache zurück, resümiert die Kritikerin. Kandasamy schildert den Prozess nicht nur "schmerzhaft langsam", sondern mitunter in nahezu "komödiantischem Ton", staunt Riedhammer.