Marina Münkler

Anbruch der neuen Zeit

Das dramatische 16. Jahrhundert
Cover: Anbruch der neuen Zeit
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783871341762
Gebunden, 544 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Im langen 16. Jahrhundert ändert sich die Welt von Grund auf. Als Christoph Kolumbus 1492 einen bis dahin unbekannten Erdteil entdeckt, entsteht zugleich der Anspruch einer europäischen Herrschaft über diese "neue" Welt; das Christentum wird zu einer globalen Religion. Gleichzeitig steht die Alte Welt unter dem enormen Druck der tief nach Europa expandierenden Osmanen, und wenig später zerfällt mit dem Thesenanschlag Martin Luthers ihre religiöse Einheit. Marina Münkler durchmisst dieses dramatische Zeitalter der Entdeckungen und Konflikte, erzählt von den "Wilden" der Neuen Welt und den "Heiligen" der Alten ebenso wie von den Auseinandersetzungen um die "Türken". Münkler schildert die Medienrevolution des Buchdrucks und die Reformation, die das Verhältnis jedes Einzelnen nicht nur zur Kirche, sondern auch zu Glaube und Schicksal vollkommen veränderte, die Geburt der modernen Naturforschung, aber auch Bauernkriege und Hexenverbrennungen. Ein Jahrhundert, das in jeder Hinsicht grundstürzend war - und das, wie Marina Münkler zeigt, viel mit uns verbindet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.04.2024

Rezensent Lothar Müller findet gut, dass Marina Münkler in ihrem Buch das 16. Jahrhundert einmal in ein grelleres Licht rückt. Denn nicht um "große Kunst" oder um große Namen gehe es der Literaturwissenschaftlerin und Kulturhistorikerin, sondern um die rasante Entwicklung und "dramatische" Verschränkung dreier Konfliktstränge, die die Epoche ausmachten: die europäische Expansion in die "Neue Welt", der Aufstieg des Osmanischen Reichs und die Spaltung des Christentums innerhalb Europas, gibt Müller wieder. Dabei gefällt dem Kritiker, wie strikt Münkler diesen Ansatz verfolge und was sie dabei alles hintenanstellt: So gehe es ihr nicht um Porträts oder Verkündungen der "großen Männer" wie Karl V. oder Philipp II., sondern vielmehr um profanere Mechanismen wie Militärtaktik, Risikofinanzierung oder Elitenselektion, zählt Müller auf. Wie Münkler ihre Analyse dabei stets an die genaue Lektüre von Augenzeugenberichten und anderen zeitgenössischen Texten knüpft findet Müller äußerst sinnvoll und präzise. Einzig eine etwas stärkere Hervorhebung auch der "undramatischen", weniger spektakulären Seite des Jahrhunderts, etwa der Bürokratie, würde das von Münkler gezeichnete Bild noch komplettieren, lässt er durchblicken - insgesamt aber dennoch eine sehr umsichtige, dabei gleichzeitig klar fokussierte Darstellung, lobt Müller.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.04.2024

Viele Parallelen zur Gegenwart lassen sich in Marina Münklers Buch über das 16. Jahrhundert ziehen, meint Rezensent Hans von Trotha: Die Mediävistin beschreibt die Welt, wie sie sich im Umbruch zur Neuzeit darstellte; die Ausweitung der Kolonialreiche Spaniens und Portugals spielt eine Rolle, ebenso die kolonialistische Expansion des Osmanischen Reichs, die Spaltung der christlichen Kirche, die Hexenverbrennungen und manches andere mehr. Die bereits damals eklatante Bedeutung der Medien wird laut Trotha hervorgehoben, und auch, wie immer wieder die krassesten Schmähungen die meiste Aufmerksamkeit erhielten. Ganz wie heute eben. Insgesamt lernt der Rezensent, wie nicht Weniges, was uns heute umtreibt, seinen Anfang genommen hat. Unbedingt eine Leseempfehlung.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.03.2024

Großartiges Buch, findet Rezensent Marc Reichwein. Es erschließt ihm das 16. Jahrhundert nicht schlaglichtartig oder anhand eines Themas wie Reformation oder Renaissance. Vielmehr betrachtet die Historikerin Marina Münkler diese Epoche entlang der großen "Konfliktlinien": die Eroberung Amerikas, die Ausbreitung des Osmanischen Reiches und die Glaubenskriege in Europa. Immer wieder lässt sie dabei Zeitzeugen in Briefen oder Flugschriften zu Wort kommen, was der Erzählung eine gewisse Dramatik verleiht, so der angetane Rezensent, für den das Buch ein helles Licht auf die Frühe Neuzeit wirft.