Margriet de Moor

Schlaflose Nacht

Cover: Schlaflose Nacht
Carl Hanser Verlag, München 2016
ISBN 9783446252806
Gebunden, 128 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. Niemand hätte gedacht, dass sie bleiben würde. Nachdem passiert war, was alle nur das Unglück nannten: der Schuss im Chicorée-Treibhaus. Sie blieb, aber sie wollte nicht wie eine Nonne leben. Deshalb gab sie eine Anzeige auf, unmissverständlich. Die Begegnungen mit den unbekannten Männern verliefen stets nach demselben Muster: kennenlernen, erzählen, eine gemeinsame Nacht. Dabei ließ sie die Erinnerung an ihren toten Mann jahrelang nicht los. Und immer wieder die Frage: Warum hatte er es getan? - Bis zu jenem eiskalten Tag und jener schlaflosen Nacht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.10.2016

Rezensentin Kristina Maidt-Zinke fühlt und leidet mit der Hauptfigur aus Margriet de Moors neu übersetzter Novelle aus dem Jahr 1989. Kunstvoll verdichtet und mit Auslassungen versehen erscheinen ihr ein ganzer Haufen existenzieller Fragen, Irritationen und Widersprüche in diesem kleinen Text um eine Frau, die sich zu nächtlicher Stunde den Erinnerungen an ihren verlorenen Ehemann hingibt. Meisterhaft erscheint ihr de Moor schon in diesem Frühwerk "schwerelos und zugleich geerdet" ein Geheimnis zu umkreisen und die Leserfantasie anzufachen, rhythmisch, melodisch und dramaturgisch geschickt, spannend und mit einem "Hauch makabrer Ironie", schwärmt die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2016

Eine wunderbare Parabel auf die Dinge des Lebens entdeckt Rezensentin Rose-Maria Gropp in dieser revidierten und neu übersetzten Ausgabe von Margriet de Moors Novelle. Die neue Fassung der von einer Frau bei einer nächtlichen Kuchenbackaktion erinnerten Lebens- und Sterbensgeschichte ihres Ehemannes erscheint Gropp dabei straffer und schärfer und nunmehr als deutliches Beispiel für de Moors meisterliche Erzählökonomie mit ihrer Elliptik und Lakonie. Die Unverbindlichkeit der früheren Fassung ist laut Gropp einem präzisen Rhythmus gewichen und stellt die Musikalität der Autorin besser heraus. De Moors Kunst großartig gebündelt, findet Gropp.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.10.2016

Nico Bleutge liebt vor allem die Lücken in dieser Novelle von Margriet de Moor, die erstmals 1989 erschienen ist und nun laut Rezensent als neue, nicht unbedingt zum Besseren revidierte Ausgabe vorliegt. Der Text folgt den Denk- und Erinnerungsbewegungen einer schlaflosen Frau, die ihren Ehemann durch Suizid verloren hat. Das Tastende der Erzählung scheint Bleutge die inneren Vorgänge der Figur nachzuvollziehen. Dass das Entscheidende oft verschwiegen wird, gefällt ihm. Wenn die Autorin diese Kunst der Umkreisung am Ende selbst unterläuft, ist Bleutge etwas enttäuscht. Die neue Übersetzung von Helga van Beuningen findet der Rezensent ein wenig geschmeidiger als die alte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.09.2016

Martin Oehlen zieht die überarbeitete Fassung von Margriet de Moors Novelle "Auf den ersten Blick" von 1984 mit neuem Titel und in neuer Übersetzung der alten Fassung vor. Die klug und mit Sinn für Psychologie konstruierte Geschichte um das Rätsel einer ersten Liebe und ihr abruptes Ende scheint ihm optimiert, klarer und konzentrierter. Und die Übersetzung wirkt insgesamt geschmeidiger, meint Oehlen.