Liza Cody

Miss Terry

Roman
Cover: Miss Terry
Argument Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783867542197
Gebunden, 320 Seiten, 17,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Martin Grundmann und Else Laudan. Die Londoner Grundschullehrerin Nita Tehri hat sich von ihren Ersparnissen eine kleine Eigentumswohnung zugelegt, wo sie ein leises Leben führt. Eines Morgens wird genau gegenüber von Nitas Haus ein Müllcontainer abgestellt, für den Bauschutt einer Sanierung. Dann steht nach Feierabend ein Polizist vor Nitas Tür. Stellt ihr Fragen, die zunehmend unverschämter werden. Ob ihr jemand aufgefallen ist, der in aller Heimlichkeit Dinge im Container entsorgt hat? Warum sie so oft aus dem Fenster späht? Ob es zutrifft, dass sie bis vor Kurzem deutlich dicker war? Sie reißt sich zusammen. So, wie sie sich beherrscht, wenn sie immer wieder gefragt wird, ob sie sich wegen ihres Migrationshintergrunds vor der Polizei fürchtet. Denn sie hat ja nichts getan, außer sich von ihrer traditionalistischen Familie loszusagen, um das Leben einer Engländerin zu führen.

Im Perlentaucher: Jungvögel fangen

Unübertroffen ist Cody aber in ihrem heiteren Witz, der selbst den gehässigsten Exemplaren unter den Mitmenschen den Schrecken nimmt. Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.03.2017

Große Kunst nennt Katharina Granzin diesen vorletzten, jetzt auf Deutsch zu lesenden Krimi von Liza Cody. In Sachen unterhaltsame Genreliteratur macht der Autorin so schnell keiner was vor, meint sie. Von den Übeln der britischen Gesellschaft aus der Sicht ihrer unversehens unter bösen Verdacht geratenen gut situierten Heldin vermag ihr Cody psychologisch realistisch wie dramatisch pointiert und in jedem Fall virtuos zu erzählen. Ein eindringliches wie eindrucksvolles Porträt einer Frau am Rand des Nervenzusammenbruchs, findet Granzin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.01.2017

Sandra Kegel empfiehlt Liza Codys Krimi als Lektüre zur Zeit. Wie die Autorin darin gekonnt und geduldig das Skandalon einer Verdächtigung gegen eine aus Indien stammende britische Lehrerin entwickelt, scheint ihr spannend und in der Post-Brexit-Ära hochaktuell, auch wenn der Text schon einige Jahre alt ist, wie sie schreibt. Codys Lehrstück erzählt laut Kegel ohne Moralkeule oder simple Botschaften von alltäglichem Rassismus. Besonders ergreifend findet Kegel die Geschichte, weil sie durch den Blick der mal erstaunten, mal wütenden, dann wieder verletzten Protagonistin erzählt wird, ohne, dass Cody eine Ich-Erzählung vorlegt. Dass die Autorin ohne Verbitterung schreibt, dafür aber mit herbem Humor und Mitgefühl, trägt ebenfalls zur Freude der Rezensentin bei.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.12.2016

Liza Codys Romane zeichnen sich vor allem durch das besondere Einfühlungsvermögen aus, das die Autorin den unterschiedlichsten Milieus, Gruppen und insbesondere ihren Protagonisten entgegenbringt, weiß Rezensentin Sylvia Staude. So auch in "Miss Terry", ihrem jüngsten Roman über eine kleine, verunsicherte Frau, die von heute auf morgen vom Paradebeispiel für gelungene Integration zur Verdächtigten und vom Rassismus in all seinen Formen Verfolgten wird. Auch wenn das offensichtlich angesteuerte Happyend Staude ein wenig zu optimistisch, zu harmlos erscheint, so kann sich der Roman, so die überzeugte Rezensentin, doch auf ein "starkes, überzeugendes Zentrum" stützen, eine authentische Figur, an der sich der vorher so gut versteckte und verdrängte Alltagsrassismus ganz plötzlich in all seiner Hässlichkeit zeigt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.12.2016

Mit Nita Tehry hat Liza Cody, laut Rezensent Tobias Gohlis die größte aller lebenden britischen Krimischriftstellerinnen, einmal mehr eine absolut großartige Frauenfigur erschaffen, versichert der Kritiker. Gohlis bewundert, wie es der Autorin gelingt, den "Kokon aus Anpassung" ihrer schwarzen Heldin Nita zu zerlegen, nachdem diese vordergründig integriert nach einem Mordfall verdächtigt und mit Rassismus konfrontiert wird. Insbesondere aber hat der Kritiker eine "herzergreifende", intelligente Geschichte über Selbstertüchtigung gelesen.