Lisa Eckhart

Boum

Roman
Cover: Boum
Zsolnay Verlag, Wien 2022
ISBN 9783552073074
Gebunden, 368 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Der Liebe wegen kommt Aloisia, eine junge Österreicherin, nach Paris, während die französischen Zeitungen unermüdlich über einen Serienmörder berichten. Le Maestro Massacreur bringt scheinbar wahllos Straßenmusiker um. Ein melancholischer Kommissar und der angesehene Terrorexperte Monsieur Boum ermitteln. Doch mit Clopin, dem König der Bettler, in dessen zwielichtigem "Turm der Wunder" Aloisia rasch Anschluss findet, hat niemand gerechnet. Lisa Eckharts neuer Roman ist Märchen, Horrorgeschichte, Erotikkrimi, Comic und Computerspiel in einem. Und er ist eine bitterböse Satire.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2022

Rezensent Ijoma Mangold ist enttäuscht. Er mag Lisa Eckhart, schätzt ihre Angriffe aufs woke Milieu und fand die Antisemitismus-Vorwürfe gegen sie überzogen. Nur leider macht alles Wohlwollen den neuen Roman nicht gut, seufzt er. Schon den Plot kann Mangold nur erahnen: Im Wesentlichen geht es offenbar um die junge, überwiegend Latein sprechende Österreicherin Aloisia, die nach Paris fährt, um ihren Ex Romain aufzusuchen und bereits auf dem Flughafen den titelgebenden Terrorexperten Monsieur Boum trifft, um den es im weiteren Verlauf des Romans offenbar kaum noch geht. Dafür landet Aloisia im Prostitutiertenmilieu, arbeitet sich von der Hostesse zur Kokotte hoch und so weiter. Mangold gibt irgendwann auf, den Plot zu resümieren und den vermutlich irgendwo unter den Satzkaskaden versteckten Sinn des Ganzen zu erfassen, fragt sich aber doch, weshalb die blassen Figuren auf jeder Seite "abwechselnd Schwänze und Trübsal blasen" müssen. Ist das Ideologiekritik? Avantgarde? Der erschöpfte Kritiker weiß es auch nicht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.09.2022

Rezensent Rainer Moritz verteidigt Lisa Eckhart und begeistert sich für ihren neuen Parisroman "Boum". Die 1992 geborene, aufgrund von verschiedenen Kontroversen als umstritten bezeichnete Kabarettistin und Autorin erzählt hier originell-schräg von der jungen, provinziellen Österreicherin Aloisia, die sich ins Pariser Leben stürzt. Was zunächst wie ein Krimi wirkt - mehrere Straßenmusikanten werden ermordet - wird immer unüberschaubarer, so Moritz, aber das passt gut zum Leben in der Großstadt, findet er. Zudem ist Eckhart eine witzige, sprachmächtige Autorin lobt er. Dass ihr ein neuer Roman über Paris gelungen ist, der tatsächlich eine Bereicherung dieses Genres ist, ist für ihn auch keine Kleinigkeit.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 27.08.2022

Rezensent Rainer Moritz ist begeistert von Lisa Eckharts Paris-Roman. "Überschäumend" und "schräg" findet er, wie die Autorin eine junge Frau aus der österreichischen Provinz die Stadt der Liebe erkunden und erleben lässt. Dass aus ihr schließlich eine Edelprostituierte wird, die Geschichte bis dahin einen Kriminalfall behandelt und den Leser in die Pariser Unterwelt, auf einen Automobilsalon und in eine Luxustierhandlung führt, geht für den Rezensenten in Ordnung. Die sprachliche Opulenz des Textes und jede Menge Pointen halten den Rezensenten locker bei der Stange.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.08.2022

Durchaus reizvoll findet Rezensent Thomas Thiel die große Unruhe, die ihm in Lisa Eckharts neuem Roman begegnet. In einem Paris von "eigentümlicher Gereiztheit" spielt die Geschichte, in der sich Serienmorde an Straßenmusikanten ereignen, die beauftragten Ermittler wenig engagiert bleiben, Bettler verdächtigt werden und die Ich-Erzählerin Aloisia dem Ganzen eher passiv beiwohnt, resümiert der Kritiker. Dabei gehe es auch um den Islamismus, um Postkolonialismus, um ein (Un-)Gleichgewicht zwischen globalen Unternehmen und Widerstandsbewegungen - Paris als "neohöfische Gesellschaft mit einem strengen Affektmanagement", deren Wertesystem hier in Frage gestellt wird, analysiert Thiel. Wie Eckhart dabei erzählerisch und sprachlich vorgehe, "sprudelnd" und gleichzeitig gelassen, pointenreich und doch poetisch, imponiert dem Kritiker; er bewundert ihr Tempo, ihren "zeremoniellen" Stil und ihre satirische Treffsicherheit. Die von Eckhart selbst vorgeschlagene Lesart scheint ihm passend: "Hochliteratur unter der Gürtellinie".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.08.2022

Rezensentin Johanna Adorján hat eine ganze Reihe Probleme mit Lisa Eckharts neuem Roman, in dem eine junge Österreicherin in die Unterwelt der Pariser Katakomben gerät, wo Serienmorde an Musikern verübt werden. Zunächst wäre da die Tatsache, dass überhaupt nicht klar wird, worum es Eckhart eigentlich geht beziehungsweise wogegen sich die "bitterböse Satire" richtet, als die der Roman vom Verlag angekündigt wurde, so Adorján - wohl kaum gegen nervige Straßenmusikanten, verwirft sie ihre erste Idee. Auch die Darstellung der Pariser "Subkultur" gefällt der Kritikerin nicht: Männer seien hier wollüstige Clochards, Frauen Prostituierte oder Hostessen, die nur vor Publikum weinen; auch die "Schweif"-Fixiertheit von Eckharts Humor stößt Adorján unangenehm auf. Und schließlich geht der Roman der Rezensentin auch sprachlich nur auf die Nerven: provokante Thesen, verdrehte Verneinungen, gespreiztes Deutsch und - natürlich - moralisch fragwürdige "Pointen", seufzt Adorján. Mit viel Wohlwollen ein "effekthascherischer Comic", schließt sie.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter