Ling Ma

New York Ghost

Roman
Cover: New York Ghost
CulturBooks, Hamburg 2021
ISBN 9783959881524
Gebunden, 360 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Zoe Beck. Candace Chen arbeitet für einen Verlagsdienstleister am Times Square - zuständig für die Herstellung von Themenbibeln in Asien. So hingebungsvoll folgt sie ihren täglichen Routinen, dass sie erst gar nicht bemerkt, wie tödliche Pilzsporen über New York hereinbrechen - ins Land gekommen durch billige, in China hergestellte Konsumgüter. Das Shen-Fieber greift rasant um sich. Geschäfte schließen. U-Bahnen stehen still. Menschen fliehen. Bald ist sie fast ganz allein in New York. Doch dann muss auch Candace die Stadt verlassen und schließt sich einer Gruppe Überlebender an - in Sicherheit ist sie damit aber noch lange nicht, wie sie bald erfahren wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.09.2021

Für Rezensent Oliver Jungen ist Ling Ma die Stimme der Generation Y, wenngleich eine recht bissige. Die satirische Kapitalismuskritik in Mas Debütroman von 2018 über ein Endzeit-New-York und eine Pandemie, die zu dementer Arbeitswut führt, scheint Jungen prophetisch, erfrischend witzig und gefasst in einen eleganten "hyperrealistischen" Stil. Die Apokalypse - eine Welt von routinierten Workaholics, das findet Jungen äußerst originell. Wie die aus China stämmige Protagonistin im Buch dagegen aufbegehrt, vermittelt der Text dem Rezensenten aus einer für ihn reizvollen postmigrantischen Perspektive. Der Amerikanische Traum steht Kopf, freut sich Jungen. Kleinere Redundanzen im Text und einige Anschlussprobleme zwischen Beschreibungen urbaner Alltäglichkeit und brutaler Endzeit findet er verzeihlich.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.08.2021

Rezensentin Sophia Zessnik staunt: Der Debütroman der sinoamerikanischen Autorin Ling Ma erschien bereits 2018 in den USA, erinnert aber derart an die Corona-Pandemie, dass es der Kritikerin fast unheimlich erscheint: Ein Pilz, entstanden in der chinesischen Unterprovinz Shenzen, breitet sich auf der ganzen Welt aus und verwandelt die Menschen in Zombies. Überlebende wie die in New York lebende Heldin Candice plündern und töten die lebenden Toten, resümiert Zessnik, die hier zunächst auf viele altbekannte Motive aus anderen "postapokalyptischen Dystopien" stößt. Aber der Autorin gelingen immer wieder interessante Beobachtungen und Bilder, etwa wenn sie die ritualisierten Alltagsabläufe der Zombies beschreibt. Vor allem aber schaudert die Rezensentin, wenn Ma von Maskenpflicht, desinfizierten Arbeitsplätzen, Privilegierten im Homeoffice oder Leugnern schreibt. Wie die Autorin darüber hinaus eine Migrationsgeschichte und Kritik an Arbeits- und Produktionsbedingungen in China unterbringt, findet Zessnik bemerkenswert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.05.2021

"Brutal" findet Rezensent Felix Stephan das Verhalten der Protagonistin in Ling Mas neuem Roman: Eine in China geborene Amerikanerin, in der Bibelabteilung eines Kunstbuchverlags tätig, reist beruflich regelmäßig nach Hongkong und verhandelt dort hart - selbst, als eine globale Pandemie die Bevölkerung dahinrafft und den Bibeldruck in Hongkong nahezu unmöglich macht. Dass die Protagonistin wissentlich und trotz ihrer Herkunft für den beruflichen Erfolg über Leichen geht, schockiert den Rezensenten, der hier außerdem den westlichen Menschen im moralischen Dilemma zwischen Marktteilnahme und Mitverantwortung für Ausbeutungsverhältnisse exemplarisch vertreten sieht. Wie treffend die Autorin zudem die Pandemieverhältnisse beschreibt - der Roman erschien bereits 2018 -, findet Stephan zusätzlich "schwindelerregend".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.05.2021

Rezensentin Sigrid Löffler kann gut verstehen, weshalb Ling Mas Debüt "New York Ghost" als "Roman der Stunde" angepriesen wird. Die in China geborene und in den USA lebende Autorin beschreibe darin mit "unheimlicher Hellsicht", wie sich das Shen-Fieber in Amerika verbreitet und somit immer mehr Menschenleben fordert. Der Rezensentin zufolge gelingt es der Autorin trotz des dystopischen Charakters des Romans, einen autobiografischen zweiten Erzählstrang über Migration, Arbeitswelt und Konsum einzubauen, "raffiniert" miteinander zu verknüpfen und mit Ironie zu behandeln. Allerdings wird die "durchdachte Kunstfertigkeit der Romanstruktur" Löffler zufolge erst dann deutlich, wenn man den gesamten Handlungsablauf kennt. Überrascht wurde die Rezensentin mit der Schlusspointe trotzdem. Für Sigrid Löffler ist klar, dass Ling Ma mit diesem Buch einen der "bemerkenswertesten Debütromane der letzten Jahre" geschaffen hat.
Stichwörter