Josef Haslinger

Phi Phi Island

Ein Bericht
Cover: Phi Phi Island
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783100300591
Gebunden, 208 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Am 26. Dezember 2004 löste ein Seebeben vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra eine Flutwelle aus. Der Tsunami tötete und verletzte Hunderttausende, machte unzählige heimatlos, zerstörte ganze Landstriche. Auch die wenige Kilometer vor der Westküste Thailands gelegene Insel Koh Phi Phi wurde von der verheerenden Naturkatastrophe schwer getroffen. Josef Haslinger und seine Familie verbrachten hier ihren Weihnachtsurlaub. Sie überlebten die Katastrophe. "Phi Phi Island" ist ein Augenzeugenbericht des Unglücks.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.05.2007

Als literarisches Werk von Rang feiert Rezensent Ulrich Greiner diesen Bericht über den Tsunami 2004, dem der Autor mit seiner Familie nur knapp entkommen sei. Denn es handele sich definitiv um einen Bericht, den der Rezensent aber dann höchst aufschlussreich für das Spannungsverhältnis von Literatur und Wahrheit findet. Mit seiner Frau habe der Autor nach der Katastrophe noch einmal eine Reise in das thailändische Urlaubsgebiet gemacht, und arbeite auf höchst subtile Weise mit Vor- und Rückblenden, einer Verbindung von Landeskunde und Reisebericht. Der gnadenlose Überlebenskampf werde ebenso geschildert, wie anrührende Beispiele der Hilfsbereitschaft. In den intensivsten Passagen erinnert Josef Haslingers Bericht über seine Todesängste den Rezensenten an Edgar Allen Poe - nur, dass eben Poes Texte Fiktion, Haslingers hingegen Tatsachenberichte seien. Am Ende ist der Rezensent beeindruckt wie extrem Haslingers Vorhaben geglückt sei, dem Sinnlosen dieser Katastrophe im Schreiben doch einen Sinn in Form einer tieferen Wahrheit zu geben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.04.2007

Weit mehr als nur ein Bericht über sein persönliches Erleben der Tsunamikatastrophe sei Josef Haslinger hier gelungen, anerkennt Rezensent Oliver Pfohlmann. Ein Jahr, nachdem der Autor mit seiner Familie die Naturkatastrophe überlebt habe, sei er in einer Art "Traumabewältigung" wieder zum Ort des Geschehens gereist und habe anschließend das Buch geschrieben. Die Gliederung des Stoffes sei durch das Bemühen bestimmt, während des Schreibprozesses ein Verständnis für das zu gewinnen, was als chaotische Erinnerungsschnipsel, spätere Informationen und Albträume, aber auch an Bildern aus einer wiedergefundenen Kamera als Grundmaterial der Recherche vorliege. Immer "hektischer" springe der Erzähler zwischen den verschiedenen Zeitebenen hin und her. Die "Akribie", mit der auch noch die kleinsten Details festgehalten würden, führt der Rezensent auf die so drängende wie unerklärliche Frage zurück, warum ausgerechnet man selbst überlebt habe. Wichtig für die Kraft von Haslingers "hochreflexivem" Rekonstruktionsversuch, so der Rezensent, seien auch die vielen Stimmen von anderen Überlebenden, die er zu Wort kommen lasse.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2007

Josef Haslinger hätte über seine Erlebnisse während des Tsunamis in Thailand auch einen Roman schreiben können. Eberhard Rathgeb ist froh, dass es ein Bericht geworden ist, der durch den Versuch, die Distanz zu den Geschehnissen zu halten, mit einer "bebenden Nüchternheit" versehen wird, die den Rezensenten umso tiefer beeindruckt. Auch formell ist er angetan. Er preist die "kunstvolle" Anordnung, mittels derer die Chronologie des ersten Besuchs 2004 und des Folgebesuchs ein Jahr später "formsinnig" gesprengt wird. Die Todesangst, die Albträume, die Gespräche, das ist ein Stoff mitten aus dem Leben, lobt Rathgeb.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2007

Kritisch betrachtet Iris Hanika diesen Bericht über den Tsunami in Thailand 2004, den der Literaturprofessor und Schriftsteller Josef Haslinger vorgelegt hat. Für die Schilderung des Familienurlaubs und seines schnellen Endes durch die Naturkatastrophe kann sie sich nicht erwärmen, zumal der Bericht, der nicht als Reportage, sondern als Abenteuergeschichte daherkommt, ihres Erachtens nicht nur recht langweilig und subjektiv ist, sondern bisweilen "reichlich läppisch" ausfällt. Die Beschreibung der Insel wirkt auf sie klischeehaft, wie aus dem Reiseprospekt. Zudem hält sie dem Autor vor, sich für die Umwelt nicht weiter zu interessieren und die Einheimischen vor allem als Staffage zu nutzen. Auch die konsequente Kleinschreibung hat sie genervt. Einzig die konkrete Schilderung, wie die Familie die Katastrophe erlebte, findet Hanikas Interesse. Aber das rechtfertigt für sie nicht eine Veröffentlichung des Buchs. Zwar äußert ihr Verständnis für den Autor, dem es gewiss gut getan habe, das Erlebte durch das Schreiben zu verarbeiten. Dem Leser bringt das Buch ihrer Ansicht nach allerdings nichts. Immerhin wisse er nun, schließt die Rezensentin hämisch, "dass eine Urlaubsreise, sogar wenn man 'das exquisiteste der Resorts? gebucht hat, ganz schön schlimm ausgehen kann".
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