Jon Fosse

Ein neuer Name

Heptalogie VI - VII
Cover: Ein neuer Name
Rowohlt Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783498021436
Gebunden, 256 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Was macht uns zu denen, die wir sind? Warum leben wir gerade dieses Leben und kein anderes? Asle, alternder Maler und Witwer, wohnt allein an der Südwestküste Norwegens. In der nächsten Kleinstadt liegt ein anderer Asle, ebenfalls Maler, im Krankenhaus, zerfressen vom Alkoholismus. Asle und Asle sind Doppelgänger, zwei Versionen desselben Lebens, zwei Versionen derselben Person, die beide mit existenziellen Fragen zu kämpfen haben.In diesem letzten Teil von Jon Fosses "Heptalogie" verfolgen wir in Rückblenden das Leben der beiden Asles als junge Erwachsene: Der Erzähler lernt seine große Liebe Ales kennen, tritt in die katholische Kirche ein und verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Versuch, alle Bilder, die in seinem Kopf bereits existieren, auch zu malen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.02.2024

Dem "Numinosen" weiß der Literaturnobelpreisträger Jon Fosse eine "literarische Stimme" zu geben, schwärmt Rezensent Aldo Keel. In ein ganz eigenes Universum taucht der Rezensent hier  mittels Fosses "klangvoller" und "hochartifizieller" Prosa ein: Wir begegnen dem sterbenden Maler Asles, der in Rückschauen als Ich-Erzähler sein Leben schildert. Die verschiedenen Zeitebenen gehen kaum merklich ineinander über, so der Rezensent, Fosses spezieller Art der Interpunktion unterstützt dieses "sanfte Rollen": erst fehlen die Punkte, später auch die Kommas, was den Text passagenweise als eine Art Bewusstseinsstrom dahinfließen lässt. In der Begegnung des gläubigen, geordnet lebenden Arles mit seinem alkoholkranken, erfolglosen Namensvetter glaubt der Rezensent den Wandel zu erkennen, den der Autor vor zehn Jahren selbst durchgemacht hat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.12.2023

Ganz glücklich wird Rezensentin Katharina Teutsch nicht mit dem Abschluss der Heptalogie des Nobelpreisträgers Jon Fosse. Laut Teutsch geht es wieder, zwar mit Komma aber ohne Punkt, um Asle und Asle, zwei Maler mit unterschiedlichen Lebenswegen: einer findet zu Gott, der andere nur zum Alkohol. Einer der beiden ist im neuen Buch verwitwet und hängt so sehr der Liebe seiner Frau nach, dass er sich allen Tröstungsversuchen und Versuchungen widersetzt. Außerdem ist die Geschichte laut Rezensentin von einem nicht mehr zeitgemäßen, religiös grundierten Geniekult geprägt, und auch wenn sie die soghafte Wucht der Sprache Fosses zu würdigen weiß, ist ihr das alles am Ende doch zu zu wenig irdisch.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.12.2023

Als eine Art Schöpfungsgeschichte liest Rezensent Peter Urban-Halle Jon Fosses Abschluss seiner Heptalogie um zwei Maler namens Asle, einer trauert um seine Frau, der andere liegt alkoholkrank in der Klinik. Beide sind laut Rezensent in gewisser Weise Alter egos des Autors, der allerdings in der Literatur nicht zu sich selbst finden will, sondern gerade weg von sich gelangen will, beziehungsweise: hin zu Gott. Oder auch, erläutert Urban-Halle, in die "Abgeschiedenheit" des Mystikers Meister Eckhart, dessen Philosophie Fosses Literatur, die sich als ein endloser Gedankenstrom entfaltet, tief geprägt hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.12.2023

Rezensent Thomas Steinfeld rät, sich dem Rausch der Sprache zu überlassen beim Lesen von Jon Fosses Heptalogie. Auch der sechste Band läuft wie ein Strom aus Gedanken, Bildern und Assoziationen ohne Punkt und Komma dahin, meint er. Die Geschichte des Malers Asle rundet sich für Steinfeld zu einem Künstler- und Bildungsroman, der mit den Erwartungen an Dynamik nur spielt, dem Leser Spannung und außerordentliche Figuren vorenthält. Das Kreisen der Gedanken aber hat für Steinfeld seinen ganz eigenen Reiz.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 02.12.2023

Rezensent Richard Kämmerlings lädt ein zum Gottesdienst mit Jon Fosse. Wer den neuen, dritten Band von Fosses Heptalogie auf eine verborgene Ironie oder Humor hin abklopfen möchte, dem wünscht Kämmerlings viel Glück. Nichts davon findet er hier, stattdessen null Distanz zu der erzählten einfachen Geschichte des Malers Asle, um Trinken, Kunst, Boote, die Fischerei und Gott. Kunst als Gottesdienst und Gebet betreibt nicht nur die Figur im Buch, sondern auch der Autor, meint Kämmerlings. Angelegt als langer Bewusstseinsstrom bietet der Band poetologische und theologische Gedanken, die im Text untrennbar miteinander verschränkt sind, wie der Rezensent erklärt.