John Irving

Letzte Nacht in Twisted River

Cover: Letzte Nacht in Twisted River
Diogenes Verlag, Zürich 2010
ISBN 9783257067477
Gebunden, 736 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hans M. Herzog. Von der Sehnsucht und der Flüchtigkeit des Glücks. Die Odyssee eines Kochs und seines Sohns durch New Hampshire und halb Amerika, ausgelöst durch eine tragische Verwechslung. Die Geschichte einer großen Liebe und vieler kleiner.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.12.2010

Rezensentin Irene Binal ist enttäuscht und etwas gelangweilt von diesem neuen Roman von John Irving. Das stimmt sie geradezu traurig, da sie sehr gut in Erinnerung hat, wie Irving vor zwanzig Jahren noch mit seiner Figurenzeichnung in der Lage war, "dem Leser das Herz aus dem Leib zu reißen". Diesmal erscheint der Rezensentin vieles "allzu absehbar" und selbst die "skurrilen Wendungen", von denen es durchaus einige gibt, wirken im Ergebnis auf Binal "wenig spektakulär". Fast erleichtert ist sie dementsprechend, als sie mit der Geschichte endlich durch ist. Die Rezensentin hat das Gefühl, den "Abgesang" eines vormals von ihr sehr geschätzten Autors mitzuerleben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.06.2010

Dieses Buch ist, der Eindruck ist nach der Lektüre der Rezension nicht abzuweisen, so voll, wie man es von John Irvings Romanen kennt. Voller bizarrer Sexabenteuer, aber diesmal auch ganz besonders voll mit Küchen- und Kochgeschichten, zudem voller politischer Thesen und Ausbrüche. Für letztere sorgt weniger der Irving-ähnliche Erzähler, ein Schriftsteller mit Namen Danny Angel, als die Zentralfigur des Romans, ein "analphabetischer Waldschrat" - so der Rezensent Martin Halter - mit Namen Ketchum. Der hält mit seiner Meinung über George W. Bush ("kleiner Wichser") so wenig hinterm Berg wie mit eigentlich allem anderen auch. Was dabei herauskommt, findet Halter allerdings offenkundig nicht durchweg erträglich, "gewohnt länglich" sowieso und in den koketten Selbstreflexionen, die gegen Ende hin immer penetranter werden, vollends enervierend.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.05.2010

Ein großer Roman, findet Bernd Graff, den man jedoch wie ein Märchen lesen müsse, wie alle Irving-Romane. Denn auch dieses Buch begeistert den Kritiker mit einer typischen Mischung aus Nihilismus und Philanthropie, in der John Irving, wie Graff schreibt, die Märchenzeit herrschen lasse - eine Zeit die nicht vergehe, sondern nur mit Ereignissen gefüllt werde. Nicht wenig vom Reiz des Buches entsteht für Graff auch durch die zum Teil "urkomisch grotesken Situationen", in die John Irving seine Protagonisten immer wieder geraten lasse. Wir lesen beispielsweise von einer nackten Fallschirmspringerin, die aus einem Schweinemisthaufen errettet werden muss. Wer Ohren für die Mehrdeutigkeit des Titels habe, so Graff, (die aus seiner Sicht im Englischen allerdings besser zur Geltung kommt), der habe schon viel von Irvings Poetologie und der Dramaturgie diese Romans begriffen: es sei die Nacht des Lebens selbst, die hier verhandelt werde und die allein durch die Menschen, ihre Liebe, Fürsorge und ihren Humor erträglich gemacht werde.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.05.2010

Julia Kosbach bescheinigt dem jüngsten Roman von John Irving Gefühl, Sinnlichkeit und Spannung, hätte sich aber einen beherzteren Lektoratseingriff gewünscht, der Längen und Überflüssigem zu Leibe gerückt wäre. So ist die Geschichte um Dany und seinen Vater, die wegen unglücklicher Zufälle und Verwechslungen ein Leben lang auf der Flucht sind und so manchen Schicksalsschlag verkraften müssen, doch keine von den ganz "großen Irving-Tragikgrotesken" geworden, bedauert die Rezensentin. Aber immer noch fesselnd genug, wie es scheint, und mit der Figur eines gewissen Holzflößers ist dem amerikanischen Autor offenbar eine beeindruckende Figur gelungen, die Kosbach nach eigenem Bekunden nicht so schnell vergisst.