Jerome D. Salinger

Neun Erzählungen

Cover: Neun Erzählungen
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2012
ISBN 9783462043822
Gebunden, 223 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Eike Schönfeld. Neben dem "Fänger im Roggen" und den vier großen Erzählungen über die Glass-Familie in "Franny und Zooey" und "Hebt an den Dachbalken, Zimmerleute und Seymour eine Einführung" hat Salinger nur einen Band mit Kurzgeschichten veröffentlicht. Seine "Neun Erzählungen" sind heute so frisch wie bei ihrem ersten Erscheinen in den 1950er-Jahren. Außenseiter und Verstörte, Einzelgänger und Mitglieder der aus "Franny und Zooey" vertrauten Glass-Familie bevölkern diese Geschichten. Vor allem Kinder: frühreife und altkluge, weise und naseweise und ein Wunderkind. Salinger schildert ihr Anderssein, ihren Eigensinn, ihre Methoden im Umgang mit Erwachsenen, ihre schmerzlichen und komischen Unternehmungen mit Witz, Melancholie und großer Zärtlichkeit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.05.2012

Auch für den Rezensenten Michael Schmitt ist J. D. Salinger der Verfasser der eindringlichsten Kinder- und Jugendlichenporträts nach dem Zweiten Weltkrieg, wie er betont. Allerdings schrieb der amerikanische Autor keine Jugendliteratur, so der Rezensent, sondern nutzte seine jungen Protagonisten als "Medium" und Spiegel der Erwachsenenwelt. "Sentimentalisch", wie ihm mitunter vorgeworfen wurde, ist daran allerdings gar nichts, beteuert der Rezensent. Vielmehr entfaltet Salinger hier ein Stück amerikanische Alltagsrealität nach dem Zweiten Weltkrieg und verarbeitet nicht zuletzt autobiografische Erfahrungen, erfahren wir. Sehr erfreulich und "überfällig" findet Schmitt, dass nun die "Neun Erzählungen", die Salinger größtenteils erstmals im "New Yorker" publizierte und 1953 in Buchform veröffentlichte sowie die beiden langen Erzählungen "Hebt an den Dachbalken, Zimmerleute" und "Seymour, eine Einführung" nun in zwei Bänden in neuer deutscher Übersetzung erscheinen. Sehr viel Lob bekommt der Übersetzer Eike Schönfeld, der laut Schmitt einen Ton zeitloser Aktualität trifft und so ohne Anbiederung an den zeitgenössischen Jargon die Erzählungen als "Spiegel unserer Gegenwart" lesbar macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.04.2012

Rezensent Jochen Schimmang begrüßt die nun vorliegende Neuübersetzung von J.D. Salingers Erzählband "Neun Erzählungen". Eike Schönfelds Übersetzung bedenkt er dann auch mit viel Lob. Besonders gefällt ihm ihre Frische und die Lesbarkeit. Er geht in seiner Besprechung aber auch der Frage nach, ob Salinger, Autor des Welterfolgs "Der Fänger im Roggen", ein bedeutender Schriftsteller war oder lediglich der Autor eines Beststellers. Auch wenn die Erzählungen im vorliegenden Band in seinen Augen primär klassische amerikanische Short Storys von "mehr oder minder Interesse" sind, ist Salinger für ihn keineswegs ein Autor, dem nur ein einziger Kultroman gelungen ist. Allerdings begründet Schimmang dies weniger mit den Geschichten des vorliegenden Bands als mit Salingers Werken "Franny und Zooey" sowie "Seymour, eine Einführung", die für ihn die wahren Meisterwerke des Autors sind.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.04.2012

Diese "Neun Erzählungen" von J. D. Salinger sind "allerbestes amerikanisches Erzählen", versichert Rezensent Rene Hamann. Der Kritiker lässt sich hier in das Amerika der Nachkriegsjahre entführen und stellt bewundernd fest, wie es Salinger gelinge, dass Zeitgefühl zwischen "Kriegspsychose und Schönwetterdepression" einzufangen. Manchmal, so Hamann, spiele Gewalt eine Rolle, etwa in der Geschichte "Ein idealer Tag für Bananenfische", in welcher sich ein junger Mann im Urlaub neben seiner gelangweilten Freundin erschießt. Vor allem aber seien Salingers Erzählungen von einer Traurigkeit getragen, die dennoch auf beeindruckende Weise "glamourös" wirke. Nicht zuletzt lobt der Kritiker die Übersetzung von Eike Schönfeld, dem es gelinge, Salingers Eleganz ins Deutsche zu übertragen.