Jan Koneffke

Im Schatten zweier Sommer

Roman
Cover: Im Schatten zweier Sommer
Galiani Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783869712703
Gebunden, 304 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Von der Leichtigkeit eines Wiener Sommers 1914 - und dem drohenden Gewitter des Krieges im Paris der späten Dreißiger. Es wird Frühjahr in Wien, und bei der jüdischen Familie des Schuhmachers Fischler wird ein Zimmer zur Untermiete frei. Der neue Mieter ist ein schüchterner, etwas verquerer Student aus Galizien. Sein Name: Joseph Roth.  Bald lernen Fanny, die ältere Tochter der Familie, und er sich kennen, und für die beiden beginnt ein heimlicher verliebter Sommer. Der allerdings endet in einer Trennung - und in geschichtlicher Dimension in einer Menschheitskatastrophe: Der Erste Weltkrieg bricht aus. Lange Jahre werden die beiden sich nicht wiedersehen - bis es Fanny nach abenteuerlicher Flucht aus Wien 1938 nach Paris verschlägt, wo sie zufällig im Deutschen Hilfskommitee ihren ersten Sommerschwarm wiedertrifft. Roth ist inzwischen berühmter Schriftsteller geworden, befindet sich ebenfalls im Exil in Paris und gerade hat Irmgard Keun, seine letzte Geliebte, die Flucht vor ihm ergriffen. Fanny wird den cholerischen, mit sich und der Welt zerstrittenen charismatischen Autor, der in seinem Kreis Hof hält wie ein Fürst und doch gerade keinen Pfennig mehr hat, bis kurz vor seinem Tod begleiten. 

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.04.2024

Rezensent Nils Kahlefendt hat Jan Koneffkes Roman gerne gelesen. Darin imaginiert der Autor, der zufällig in das alte Wohnhaus des wichtigen österreichischen Schriftstellers im zweiten Wiener Gemeindebezirk eingezogen ist, eine Liebesaffäre Joseph Roths. Mitreißend, findet Kahlefendt, erzählt Koneffke von Roths Jugendliebe Fanny, die der Widerstandskämpferin Irmgard Heydorn nachempfunden ist. Deren in Form eines Tagebuchs von 1914 und zehn Audio-Kassetten übermittelten fiktiven Erinnerungen setzen mitten im sozialdemokratisch geprägten Familienleben der jungen Fanny ein, schildern die Begegnung mit dem dort zur Untermiete wohnenden Roth und den Bruch, der sich ausgerechnet am Tag des Attentats von Sarajevo ereignet, so der Kritiker. Im zweiten Teil begegnen sich die beiden nach der Flucht vor dem "Anschluss" Österreichs in Paris wieder. Auch wenn Koneffke laut dem Rezensenten teils etwas zu gekünstelt auf den Wiener Dialekt und das schmachtende Instrumentarium der Trivialliteratur zurückgreift, kann er diese mit Zitaten aus Roths Werk angereicherte Geschichte einer versäumten Jugendliebe zur Lektüre empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.03.2024

Jan Koneffke erfindet in diesem Buch, stellt Rezensent Bernd Noack dar, ein Mädchen namens Fanny, das den Schriftsteller Joseph Roth kennenlernt, als dieser bei ihren Eltern zur Miete wohnt. Authentisch stellt der Autor Noack zufolge das Wiener Milieu dar, in dem das Buch spielt, und auch die Perspektive des Mädchens, die Roth später in Paris, bereits vom Alkohol gezeichnet, wiedertrifft. Der Rezensent vergisst dabei tatsächlich irgendwann, dass es dieses Mädchen nicht gegeben hat und schätzt, wie "dezent" Koneffke über den Tod des Schriftsteller schreibt. Vollends überzeugt von der Notwendikgeit des Buches ist Noack nicht, schließlich hat Roth viele Texte über sich selbst geschrieben.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.02.2024

Das Wiener Haus, in dem Schriftsteller Jan Koneffke wohnt, war einst auch die Heimstatt Joseph Roths, wie ersterer allerdings erst nach einer Zeit herausgefunden hat: Rezensent Jörg Magenau liest nun einen Roman, der sich das Leben Roths in dieser Zeit vorstellt. Es entspannt sich eine Liebesgeschichte zwischen der siebzehnjährigen Fanny, der Großtante eines zwischengeschalteten Ich-Erzählers, und Roth, erfahren wir. Teile davon werden uns in Form eines Tagebuchs wiedergegeben. Das kann allerdings nur bedingt überzeugen, so Magenau, dem die Sprache Fannys zu gewählt vorkommt für ein junges Mädchen. Die vielen hitzigen Diskussionen über Politik in Literatencafés, die lebendige Sprache des Autors, mit das Agieren des Schriftstellers Roth in einer so unsicheren Zeit geschildert wird, geben dem Roman aber "durchaus Schmökerqualitäten", schließt der Kritiker.