James Sallis

Sarah Jane

Roman
Cover: Sarah Jane
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2021
ISBN 9783954381371
Gebunden, 224 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Kathrin Bielfeldt und Jürgen Bürger. Sarah Jane Pullman ist ein guter Cop mit komplizierter Vergangenheit. Aufgewachsen in einer Kleinstadt, bekam sie als jugendliche Ausreißerin Probleme mit dem Gesetz, wurde zwangsweise zur Army eingezogen und heiratete nach ihrer Rückkehr den absolut falschen Mann. Ihr Leben erfährt eine unerwartete Wendung, als sie in den Polizeidienst eintritt - und sich umgehend auf dem Posten des diensthabenden Sheriffs wiederfindet, nachdem dieser vermisst gemeldet wird. Sarah Jane nimmt sich des Falls an und entdeckt, dass hinter dem mysteriösen Verschwinden des Sheriffs ein ebenso mysteriöses Leben steckt, das er Freunden und Kollegen verheimlich hat. Während der Ermittlungen wird aber auch Sarah Jane von ihrer Vergangenheit eingeholt. Das FBI taucht auf, um den Fall eines ermordeten Cops zu untersuchen …

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2021

James Sallis lässt in "Sarah Jane" vieles im Unklaren - aber niemals zu viel, findet Rezensent Hannes Hintermeier. In der Tat ist es beeindruckend, wie wenig Sallis braucht - wenig Worte, wenig Seiten, wenige Hinweise, um eine ganze Welt, ein ganzes Leben so zu skizzieren, dass man als Leser mitfühlt und versteht - vor allem jene Art der Gewalt, "die in den Eingeweiden Amerikas rumort", wie der Rezensent es ausdrückt. Sarah Jane hat diese Gewalt erlebt, erlebt sie jeden Tag: Früh verlor sie ihre Mutter, verbrachte gezwungenermaßen einige Zeit in der Armee, kämpfte im Golfkrieg, arbeitete anschließend in verschiedenen Berufen und an verschiedenen Orten an verschiedenen Beziehungen, die allesamt scheiterten - immer wieder zog sie weiter, bis sie nun endlich angekommen zu sein scheint, lesen wir. Doch die Vergangenheit holt sie erneut ein: ein Polizist verschwindet, eines anderen Leiche taucht auf. Ist sie die Täterin, fragt man sich. "Keine Erlösung" schreibt Hintermeier dazu - ob sich dies auf die Psyche der Protagonistin bezieht oder auf die Fragen der Leserschaft, bleibt konsequenterweise unklar…
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.09.2021

"Sarah Jane" ist, was für ein Glück, kein gewöhnlicher Krimi, und seine Titelfigur keine typische Heldin, freut sich Rezensent Kolja Mensing. Wie in seinen vorigen Romanen geht es James Sallis nämlich nicht nur darum, einen spannenden Plot aufzubauen, erklärt Mensing, sondern darum, grundsätzliche Fragen zu erörtern - in diesem Fall die Frage nach der "Erzählbarkeit des Lebens". Sallis' Hauptfigur - die junge Polizistin und Ex-Soldatin - entspricht keinem Klischee der amerikanischen Literatur und erinnert den Rezensenten an Gestalten wie Mark Twains Huck Finn oder die Protagonistin im Film "Nomadland", Figuren, die abseits der Gesellschaft, abseits der Geschichten leben, in "Schneekugeln", wie Sarah Jane es selbst ausdrückt, ohne Ende und ohne die Chance auf einen Neustart. Wegen solcher Beobachtungen und zahlreicher essayistischer Reflexionen, die den Text unterbrechen, nennt der Rezensent Sallis auch den "dunklen Philosophen" in der US-amerikanischen Krimilandschaft. Seine Romane, darunter "Sarah Jane", sind somit nicht nur spannend, sondern auch ein intellektuelles Vergnügen, so der begeisterte Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.09.2021

Rezensent Tobias Gohlis erzählt interessiert den Inhalt von James Sallis' Roman "Sarah Jane" nach. Der 1944 geborene Autor erzählt darin aus der Perspektive der aus dem Polizeidienst entlassenen, titelgebenden Protagonistin und unzuverlässigen Erzählerin, die sich in Form von Notizen mit ihrer Schuld und ihren Taten auseinandersetzt, erklärt Gohlis. Die Geschichte ist dem Rezensenten zufolge sowohl ein Fluchtroman, die Flucht vor der Wahrheit beschreibend, als auch ein "leicht verschrobener Metakrimi". Die oft zu belehrenden und paradoxen Sprüche häufen sich leider und beinahe hätte Gohlis das Buch zur Seite gelegt - wären da nicht die Splitter von einer Gewalt, die Gohlis immer wieder verstehen möchte.
Stichwörter