Hermann Kesten

Die Zwillinge von Nürnberg

Roman
Cover: Die Zwillinge von Nürnberg
W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2003
ISBN 9783921590003
Gebunden, 597 Seiten, 26,00 EUR

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.11.2004

Rezensent Albert von Schirnding ist froh, den neu aufgelegten Roman Hermann Kestens nach zwei Dritteln doch nicht weggelegt zu haben. Denn wer sich erst einmal durch 16 Kapitel der Geschichte gegraben hat, die den Lebensweg eines Zwillingspärchens in Deutschland zwischen 1919 und 1954 nachvollzieht, werde mit einem "großen Zeitroman" belohnt. Kesten, ein Exilant, dessen Unsesshaftigkeit seine "Existenzform" war, gebe in diesem Buch alle "Tugenden und Untugenden" seines Autorentums preis. Einerseits ist das Werk stark "konstruiert", ein "arrangiertes Spiel" des Schriftstellers, in dem die Protagonisten als "Rollenträger" fungieren, andererseits gelingt es ihm, ein "mit schwungvollem Pinsel" angefertigtes Panorama der deutschen Kriegszeit zu zeichnen und die "Schnittmuster-Figuren" in lebendige Menschen zu verwandeln. Ein Werk, das nicht zuletzt wegen seiner Moral der "revolutionären Geduld" Respekt verdiene.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.02.2004

Diesem Roman von Hermann Kesten, der 1946 in Amerika und 1947 erstmals auf Deutsch erschien, kann Walter Hinck nicht viel abgewinnen. In seiner Kurzkritik vermutet er, dass seine Ablehnung nicht zuletzt darin begründet liegt, dass man bereits zu viele Romane über die Zeit der Weimarer Republik und die Nazizeit gelesen hat. In diesem Buch, in dem ein "verhinderter Maler" sich den Nationalsozialisten anschließt und am Ende von der SS "liquidiert" wird, sieht sich der Rezensent mit einem "Sturzbach" von Geschehnissen konfrontiert, den er zunehmend in den "Sog der Kolportage" abdriften sieht. Auch die Schlüsselmotive - das Zwillingsmotiv und der Kindertausch - ist Hinck schon ein bisschen zu abgedroschen, um dem Roman Spannung zu verleihen und er kritisiert, dass die Konstruktion des Romans "in allen Scharnieren" knirscht. Der Rezensent rät, das Buch mit dem Nachwort von Wolfgang Buhl zu beginnen, aber ob es die Lektüre wirklich erfreulicher macht, bleibt in seiner Kritik zweifelhaft.
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