Evelyn Waugh

Befremdliche Völker, seltsame Sitten

Expeditionen eines englischen Gentleman
Cover: Befremdliche Völker, seltsame Sitten
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783821845890
Gebunden, 327 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Matthias Fienbork. Als Evelyn Waugh am 10. Oktober 1930 von London aus nach Addis Abeba aufbrach, wusste er nicht recht, was ihn erwarten würde. Durch eine Verkettung verschiedener Umstände war die Krönung eines unbekannten Stammesfürsten im afrikanischen Hinterland zum Politikum geworden. Alle bedeutenden Weltmächte reisten zum schäbigen Dorfspektakel in die unfertige Hauptstadt Äthiopiens - und bauschten das Ereignis gewaltig auf. In Europa klangen die Berichte von der ungeheuerlichen Prachtentfaltung bei der Krönungszeremonie des Königs der Könige wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Waugh dagegen fühlte sich wie ein britischer Gentleman inmitten geschmackloser Barbarei und sah ganz andere Dinge als seine diplomatischen Kollegen - und auch bei seiner Heimreise über Aden, Sansibar, Kenia, Belgisch-Kongo und Südafrika zeigt sich Waugh als Mann totaler Illusionslosigkeit mit staubtrockenem Humor.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.04.2008

Evelyn Waughs Bericht über eine Reise durch Afrika, die er als britischer Sonderkorrespondent 1930 anlässlich der Krönung Haile Selassies zum Kaiser Äthiopiens unternahm, liegt nun in deutscher Übersetzung vor, gibt Georg Sütterlin bekannt. Gewissenhaft schreitet der Rezensent die Stationen ab, die Waugh mit "kolonialem Blick" in ganz Afrika bereist und insbesondere, wenn sich der Autor über blasierte Wichtigtuer bei den Krönungsvorbereitungen oder seinen späteren Reisebegleiter, einem Professor für Byzantistik, lustig macht, hat sich Sütterlin köstlich amüsiert. Auch das Treiben weißer Kolonialherren im südlichen Arabien oder die missionarischen Tätigkeiten in Kenia findet der Rezensent treffend und farbig porträtiert, gegen Ende der sehr beschwerlichen Reise allerdings merkt er Waugh die Erschöpfung an, denn hier werden seine Berichte recht kursorisch, wie der Rezensent feststellen muss. Eine unschöne Fußnote zu diesem Reisebericht liefert Sütterlin allerdings, wenn er erzählt, dass der Autor 1935 noch einmal ins nun italienisch besetzte Äthiopien als Kriegsberichterstatter zurückkehrte und Mussolinis Invasion, denen viele Äthiopier zum Opfer fielen, als Krieg zwischen "Zivilisation und Barbarei" verteidigte.
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