Elisabeth Bronfen

Händler der Geheimnisse

Roman
Cover: Händler der Geheimnisse
Limmat Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783039260614
Gebunden, 320 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Fünfzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs stirbt der jüdisch-amerikanische Veteran George Bromfield auf verdächtige Weise in einem Krankenhaus in New York. Kann es sein, dass seine zweite Ehefrau seinen Tod beschleunigt hat? Beim Versuch, die mysteriösen Todesumstände aufzudecken, graben seine Tochter Eva und ihr Bruder Max immer tiefer in der geheimnisumwobenen Vergangenheit ihres Vaters. In München und New York gehen die Geschwister auf Spurensuche, um herauszufinden, warum ihr Vater nach dem Kriegsende nach Bayern zurückgekehrt ist und wie das mit seiner Freundschaft zu einem Porträtmaler und Nazikollaborateur zusammenhängt. Elisabeth Bronfen verbindet eine Spionagegeschichte mit einem Familiendrama und stellt dabei das Nachwirken einer Kultur der Geheimhaltung dar, wie sie für die Nachkriegszeit prägend war.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.11.2023

Als "Kryptomanie" bezeichnet die Romanfigur Eva Bromfield, die nicht nur die Initialen mit ihrer Autorin, der Anglistin Elisabeth Bronfen teilt, die Faszination für Geheimnisse, erfahren wir von Rezensentin Tanya Lieske. Diese "Lust am Geheimnis" entdeckt Eva nicht nur in den Werken Shakespeares, sondern auch in der eigenen Familie. Ihr Vater George Bromfield wird nicht mehr lange leben, doch seine zweite Frau will die Kinder davon abhalten, ihn zu besuchen. Als er schließlich stirbt, vermutet Eva einen Mord. Darüber hinaus hat er der Tochter verschwiegen, warum er in den 50er-Jahren nach Deutschland zurückgekehrt ist, auch das will sie herausfinden, resümiert die Kritikerin. Lieske ist trotz dieser spannenden Ansätze allerdings nicht wirklich überzeugt: Die Erzählweise in Dialogen und Reminiszenzen birgt Längen, diejenigen Figuren, die zu Wort kommen, sind etwas zu glatt geraten. Als Theoretikerin überzeugt die Autorin die Rezensentin deutlich mehr denn als Romanciere, so das Fazit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2023

Von Elisabeth Bronfens eigenem Leben inspiriert scheint ihr Debütroman, hält Rezensentin Ursula Scheer fest, decken sich doch Lebensdaten und -umstände. Die Protagonistin Eva hat wie die Autorin einen Vater, der als US-Militär in Deutschland stationiert war und eine Deutsche geheiratet hat, erfahren wir. Jetzt stirbt Evas Vater und in ihr keimt der Verdacht, die Stiefmutter könnte etwas damit zu tun haben. Sie begibt sich auf die spannend geschilderte Mission, die Geheimnisse ihrer Familie aufzuklären. Dabei glänzt das Buch mit kulturhistorischem Wissen und detaillierten Recherchen, die die Professorin und Hochschullehrerin Bronfen einbaut. Die Kehrseite ist, dass die Figuren für Scheer alle "derselben rhetorischen Schule entstammen", die sehr intellektuell geprägt ist und dem Leser dadurch etwas fern bleiben. Dennoch - auch und gerade mit vielen Shakespeare-Verweisen - ein gelungener Debütroman, schließt die Kritikerin.
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