Eduard Habsburg

Lena in Waldersbach

Eine Erzählung
Cover: Lena in Waldersbach
C.H. Beck Verlag, München 2013
ISBN 9783406644948
Gebunden, 123 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Auf den Spuren von Büchners Lenz irrt die siebzehnjährige Lena durch das Gebirge am Rand der Vogesen. Sie hat etwas zu verbergen und läuft vor irgend etwas davon. Lena lebt den kranken Lenz nach, seine Angstvisionen und Wahnzustände, und verwandelt die Geschichte von Lenz im Steintal in ihr Leben. Sie denkt in Büchners Worten und sieht die Welt durch die Augen der kranken Hauptfigur. Man ahnt: was Lena für ihr Trauma hält, ist in Wahrheit eine psychologische Verschiebung, um ihr eigentliches Trauma zu verdecken. Habsburg erzählt die Geschichte raffiniert und mit subtiler Ironie. In Waldersbach findet Lena Aufnahme bei einem Pastorenpaar, doch birgt das Pfarrhaus einen geheimnisvollen weiteren Gast. Das Geschehen treibt auf eine Eskalation zu, doch auf dem Höhepunkt zeichnet sich eine völlig überraschende Wendung ab, die vieles auf den Kopf stellt...

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.04.2013

Schön meta durchgewürfelt wird Rezensentin Lea Streisand in dieser Erzählung über ein junges Mädchen namens Lena, das sich in den Vogesen auf die Spuren von Büchners Figur Lenz begibt, den der Autor an ebendieser Stelle auf sonderbare Bergspaziergänge durch den Regen geschickt hatte. Eine Spurensuche, die auch zu dicken, kritischen Ausgaben aus Marbach und labyrinthisch vielen Anmerkungen am Seitenrand führt, was wiederum die Rezensentin auf den Plan ruft, es Lena gleichzutun und bei der Lektüre andere Bücher zu Rate zu ziehen. Dabei erfährt die Rezensentin viel über die Individualität jeder Lektüre, die sich im Widerhall des Textes im Erfahrungsschatz des Lesers ergibt, und über die Aufgabe von Literatur: "Wirklichkeit abzubilden. In all ihrer Fragmentiertheit und mit all ihren Zerfallserscheinungen." Allerdings erfährt man als Leser einer Rezension über eine Erzählung, die von einer Erzählung handelt, schlussendlich recht wenig darüber, wie der Rezensentin das Buch denn nun gefallen hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.02.2013

Eduard Habsburgs "Lena in Waldersbach" lässt "keinen Zweifel über ihre Keimzelle" aufkommen, erklärt Beate Tröger, selbst wer sich nur dunkel an Georg Büchners "Lenz" erinnert, wird nicht umhin kommen, die Parallelen zu entdecken. Schon der erste Satz hat gerade einmal einen Buchstaben ausgetauscht, a statt z: "Den 20. ging Lena durchs Gebirg", heißt es bei Habsburg. Lena ist eine Frankfurter Oberstüflerin, deren Büchner-besessener Vater sich aus dem Staub gemacht hat, fasst Tröger zusammen. Um ihm nahe zu sein, studiert Lena akribisch den "Lenz" und setzt es sich schließlich in den Kopf, zu beweisen, dass Büchner das Dorf Waldersbach in den Vogesen als Vorlage für sein Waldbach gedient hat. Habsburgs Spiegelungen laden die Rezensentin zum vergleichen ein und sie gesteht, dass Habsburg nicht sehr gut dabei weg kommt. Zu sehr wird Lenas Gefühlsleben ausbuchstabiert, zu sehr Distanz zur Figur aufgebaut, was das Gefühl der Zerrissenheit nur stark gedämpft an den Leser weitergibt. Lenz braucht keine Lena, um zu leuchten, findet die Rezensentin, und auch Lena hätte vermutlich auf eigenen Beinen besser gestanden.
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