Domenico Dara

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall

Roman
Cover: Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2019
ISBN 9783462051711
Gebunden, 480 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Anja Mehrmann. Eine Zeitreise in ein längst vergessenes Italien.Süditalien 1969. Im verschlafenen Girifalco geht alles seinen gewohnten Gang - die anstehenden Kommunalwahlen sind schon das Aufregendste, was auf absehbare Zeit zu erwarten ist. Doch im Geheimen zieht ein guter Geist die Fäden, ohne dass die anderen Dorfbewohner es ahnen: Denn der Postbote des Ortes ist ein melancholischer Einzelgänger, der die Philosophie liebt und Zufälle sammelt - und nebenbei heimlich in den Briefverkehr des Dorfes eingreift. So versucht er, den Dingen die richtige Richtung zu geben.Unglücklich Liebende werden zusammengeführt, politische und amouröse Betrugsversuche verhindert, und Mütter bekommen plötzlich Post von ihren in der Ferne verschollen geglaubten Söhnen. Der Postbote von Girifalco scheint sich in seinem zurückgezogenen Dasein eingerichtet zu haben - bis ein mysteriöser Brief aus der Vergangenheit auftaucht, der das Dorfleben im Allgemeinen und seines im Besonderen gehörig ins Wanken bringt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.08.2019

Der Postbote des malerischen Bergstädtchens Girifalco nimmt das Schicksal seiner Bürger in die Hand, indem er ihre Post liest, umlenkt oder gar neu schreibt, erzählt Rezensentin Kristina Maidt-Zinke. Das alles geschehe mit besten Absichten, denn meistens versuche er, der Liebe der Briefeschreiber auf die Sprünge zu helfen. Die Geschichte strotzt der Kritikerin zufolge nur so vor verklärenden Italien-Klischees, die in ihren Augen auch die wenigen tiefschürfenden Bilder und Beobachtungen überschatten. In Anbetracht der desaströsen Verhältnisse, die in Italien derzeit wirklich herrschen, erscheint das der Rezensentin fast schon zynisch. Maid-Zinke fühlt sich, als bräuchte sie "nach drei Aperol-Spritz und einem gezuckerten Cappuccino" dringend einen "pechschwarzen, bitteren Caffè".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.05.2019

Rezensent Niklas Bender kann nicht ganz nachvollziehen, weshalb Domenico Daras Debütroman für den Italo-Calvino-Preis nominiert war. Zwar entdeckt der Kritiker in der Geschichte um einen Briefträger, der Zufälle zählt, um den Sinn des Lebens zu ergründen und sich bald auf die Suche nach einer verflossenen Liebe begibt, eine "kalabrische Fülle" an sinnlichen und grotesken Figuren, zudem Witz, Tempo, eine Prise Philosophie und pittoreske Schilderungen. Das kann den Rezensenten allerdings leider nicht über die noch größere Fülle an Geschlechterklischees und platten Liebes- und Lebensweisheiten hinwegtäuschen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.04.2019

Knapp, aber begeistert bespricht Mira Nagel diesen Debütroman des italienischen Autors Domenico Dara, der ihr die Geschichte eines einsamen Postboten in einem italienischen Dorf der Sechziger erzählt, der mitunter in die zuzustellenden Briefe eingreift und Schicksal spielt. Wenn Daras Held schließlich in einem Brief auf eine tragische Liebesgeschichte und ein zurückliegendes Verbrechen stößt, nimmt die Story an Tempo auf, versichert die Kritikerin, die dem Postboten dank Daras "subtiler" Erzählweise da aber schon längst näher gekommen ist. Und wie der Autor einzelne Geschichten verknüpft, dabei philosophische Exkurse einbaut und Leseerwartungen unterläuft, hat Nagel ebenfalls gut gefallen.