Dagmara Kraus

wehbuch

(undichte prosagen)
Cover: wehbuch
Urs Engeler Editor, Holderbank 2016
ISBN 9783906050133
Broschiert, 110 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Die Welt ist ein Jammertal - und daraus zieht Dagmara Kraus in ihrem "wehbuch" das größte Vergnügen. In ihren Gedichten wird nach Kräften gejammert und gewehklagt, dass es eine Lust ist. Es wird geëeklagt und geoimoit. Es wird geotototoit und geïoit. Und bis nach Sais und Saft el-Hanna gepopaxt. Wir hören "heulematronen" zetern; es trauert "kenet-nasch (zehneinhalb), seit sechzig monden jungstudentin der freien klagekunst bei benetnasch" mit den "marabumimen" um Pharaonen. Wir sind also im alten Ägypten, wo die Kunst des Klagens das ganze Leben durchweht. Dabei entwickelt sich die Handlung auf zwei Ebenen: "Oben" läuft der "récit", "unten" die abgeleiteten Digressionen, die zeitweise völlig vom Geschehen abstehen und uns in die Welt der Moden führen, nach China, ins pullomantische Rom, durch ein Möbelkaufhaus oder die Bibel, bis das Ganze, angeblasen von zwei Orgelbälge(r)n, in einem einzigen Wehlaut explodiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.08.2016

Gisela Trahms ist begeistert von Dagmar Kraus und ihren Sprachscherzen, historischen Anspielungen, verrückten Einfällen und entlegenen Kulissen, also Ägypten und sein Totenkult. Die Prosagedichte der Autorin sind für Trahms allerdings so entlegen auch wieder nicht. Die Sagenwelt als Sprungbrett für Fragen nach dem Umgang mit dem Tod und den Toten, findet die Rezensentin sehr zeitgemäß. Auch, weil Kraus nicht Retro-Betroffenheit pflegt oder Zynismus, sondern Klarheit und Nüchternheit, dann wieder Übermut und Bizzarerie. Aus dem Wortfeld Ägypten zaubert die Autorin laut Trahms Doppelverse, die an der Schöpfung rütteln, kleine Ikea-Etüden und Chinareisen und schafft insgesamt ein schönes, auch schön gesetztes Buch.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.07.2016

Tobias Lehmkuhl entdeckt schillernde Tiere und Klagelaute bei Dagmara Kraus. Laut Lehmkuhl steht die Dichterin mit ihrem Versuch eines kunstvollen Klagegesangs in der Tradition eines Hugo Ball. Es geht vor allem um Lautlichkeit, tönende Vokalketten, die Lehmkuhl mit Genuss rezitiert. Wie sich semantische Verbindungen verändern und neue Formen annehmen, kann er an den Texten gut beobachten. Die Frage, was hier eigentlich beklagt wird, tritt dahinter zurück, erkennt er. Stattdessen spielen die Buchstaben "a" und "w" tragende Rollen in Kraus' "maulelaunenmanual".
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