Colson Whitehead

Der Koloss von New York

Eine Stadt in dreizehn Teilen
Cover: Der Koloss von New York
Carl Hanser Verlag, München 2005
ISBN 9783446205925
Gebunden, 150 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl. New York vom Morgen, wenn die Müllmänner kommen, bis in die Nacht. New York für die Eingeborenen und die Fremden, New York, beschrieben von einzelnen Stimmen an unterschiedlichen Orten wie Times Square, Brooklyn Bridge, Central Park, Coney Island oder Broadway. Colson Whitehead, New Yorker von Geburt und aus Überzeugung, zeichnet ein sehr persönliches Bild einer Stadt, in der nichts gewöhnlich ist.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.05.2005

Zunächst befürchtet die Rezensentin Maja Rettig das Schlimmste: Noch ein Buch, das New York zum Mythos erhebt, zum unverwechselbaren Ort, zum Sinnbild der Stadt schlechthin. Doch schnell erweise sich Colson Whiteheads "Koloss von New York" als ein wirklich "erstaunliches" Buch. In dreizehn Texten entwickele Whitehead ein Bild der "Urbanität an sich": die Art und Weise, wie viele einzelne die Stadt erleben, und wie die Stadt diese Wahrnehmung bestimmt. Insofern spinnt er den "Gedanken vom Stadtplan der individuell magischen Orte" weiter, da die Stadt nicht mehr nur als Kulisse fungiert. In einem "innovativen Durcheinander von Stimmen" schaffe Whitehead schnelle Figurenskizzen, die wie "Schnappschüsse" wirken, und zugleich glaubhaft individuell und allgemeingültig sind. Getragen wird Whiteheads Vision von einem "großen, allgemeinen Vergänglichkeitsschmerz", denn jeder Ort weckt Erinnerungen, ist Teil der inneren Topografie des Einzelnen. Völlig vergessen ist am Ende das Klischee von New York, unsichtbar gemacht durch einen rythmisch wie bildhaft starken Duktus, den Nikolaus Stingl, wie die Rezensentin findet, "klanglich und idiomatisch überzeugend" ins Deutsche übertragen hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.05.2005

Beeindruckt zeigt sich Thomas Leuchtenmüller von Colson Whiteheads Band "Der Koloss von New York", der dreizehn Essays über den Moloch am Hudson River versammelt. Er charakterisiert Whiteheads Essays als "komplexe Montagen", die ihn in vieler Hinsicht an John Dos Passos' Roman "Manhattan Transfer" erinnern und wie dieser von Schilderungen, Empfindungen und Kommentaren eines Ichs durchsetzt seien. So nennt er Whitehead einen Epigonen, allerdings einen, der "seinen eigenen Cocktail" mixt. Aber weder das noch die vorgestellten Örtlichkeiten wie Central Park, Broadway, Times Square, Coney Island oder John-F.-Kennedy-Flughafen machen den Band für Leuchtenmüller zu einem "Ereignis", sondern Whiteheads Sprache, die "gemeißelte Sätze" generiere. Als Beleg zitiert er etliche Bonmots. Zudem hebt Whiteheads Kurzcharakterisierungen von New Yorker Typen hervor, die er sehr treffend findet. Whitehead sei zwar längst noch nicht, wie die "Washington Post" meinte, der F. Scott Fitzgerald unserer Tage, resümiert der Rezensent. "Aber er hat das Zeug dazu."