Christoph W. Bauer

Niemandskinder

Roman
Cover: Niemandskinder
Haymon Verlag, Innsbruck 2019
ISBN 9783709972557
Gebunden, 184 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Das Jahr 2015 ist wenige Tage alt, als Paris von einem Terroranschlag  erschüttert wird, der die Seele der Stadt über Nacht verändert. Mittendrin ein junger Historiker, auf der Suche nach einer vergangenen Liebe. Es ist über zehn Jahre her, dass Samira und er getrennte Wege gegangen sind. Wohin er auch kommt, erfassen ihn Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Dabei ist es vordergründig eine andere Frau, der er auf der Spur ist - Marianne, Kind einer österreichischen Mutter und eines marokkanischen Vaters, aus demselben kleinen Ort in den Alpen wie er stammend, jedoch seit bald vier Jahrzehnten vermisst. Eine Zeitungsmeldung mit ihrem Bild hat ihn elektrisiert: Ihr Gesicht ähnelt dem Samiras frappierend.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.2020

"Fulminant" findet der hier rezensierende Schriftsteller Mirko Bonné diesen Roman des Österreichers Christoph W. Bauer, den Bonné vor allem für seine historischen Porträts und Gedichtbände schätzt. In diesem Roman bleibt Bauer seinem Verfahren treu, sich der Gegenwart über die Historie zu nähern, erkennt der Kritiker, der mit dem Autor zunächst durch das Paris der Neunziger flaniert: Hier geht Bauers Alter Ego, der Historiker Broeger, eine Beziehung mit Französin mit marokkanischen Wurzeln ein, die allerdings bald an den sozialen "Hürden" scheitert. Fünfzehn Jahre später begegnen wir Bauers Helden in Innsbruck wieder, fährt der Rezensent fort: Nun forscht Broeger über die sogenannten "Niemandskinder", Kindern die aus Beziehungen zwischen Tirolerinnen und marokkanischen Soldaten entstanden, stößt auf ein Foto eines Mädchens, das seiner damaligen Freundin ähnlich sieht und kehrt zur Zeit des Anschlages auf Charlie Hebdo nach Paris zurück. Wie Bauer seinen Helden wie eine "in die Zukunft katapultierte" Joseph-Roth-Figur durch "Paris am Abgrund" streifen lässt, zwischen "Reizüberflutung und Beklemmung", die sich auch auf den Leser überträgt, findet der Kritiker beeindruckend: Eine "rasante Gesellschaftskritik" und ein Plädoyer für "Verletzlichkeit", schließt er.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de