Charles Brossard

Wacht auf! Wir sind gleich da!

Roman
Cover: Wacht auf! Wir sind gleich da!
Rogner und Bernhard Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783807710150
Gebunden, 774 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Bernhard Schmid. Chandler Brossard, Beat-Literat der vordersten Reihe, hat mit "Wacht auf! Wir sind gleich da!" einen Roman geschrieben, der sich allen erzählerischen Konventionen entzieht. Sein Thema ist der moderne abendländische Mensch, der nur durch die Wiedervereinigung mit seiner animalischen Natur sein ungeheures Potential ausschöpfen kann. Sex, Fantasie, Zen-Buddhismus und fetttriefende Gaumenfreuden begleiten ihn auf diesem Weg. Brossards handelnde Personen überschreiten alle Grenzen. Zeit, Raum, Moral, Identität haben keine Bedeutung. Die Charaktere überlassen sich der Ekstase, spielen ihre Spielchen, driften vom Realen ins Surreale, schlüpfen in verschiedene Hüllen, erscheinen im Bauch des Trojanischen Pferdes, im kongolesischen Dschungel, in den Hurenhäusern Europas, in verrückten Renaissance-Tavernen, im Vietnamkrieg und in arabischen Harems voller Wollust.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.03.2007

"Ungenießbar!" stöhnt Rezensent Matthias Altenburg, weshalb er die Übersetzung dieses Buches ins Deutsche fünfunddreißig Jahre nach dem Erscheinen des englischen Originals nicht wirklich nötig fand. 760 Seiten ununterbrochenes Delirium aus Sodomie, Auschwitz, Vietnamkrieg, Drogen, Rassismus und Zenbuddhismus wollen außerdem erst mal verkraftet sein. Für den Rezensenten gehört solcherlei Qual zum Berufsrisiko. Unschuldigen Lesern möchte er das gerne ersparen. Doch immer wieder scheitern seine Versuche, die Handlung zu skizzieren. Identitäten der Charaktere wechseln, Schauplätze auch. "Also, was nun? Grand Guignol, Zirkus, Freakshow?" Der Rezensent rauft sich die Haare. Dabei hat ihm der Verlag das Werk als spät entdecktes Meisterwerk der Beatliteratur verkauft. Am Ende weiß er wenigstens, warum das Buch so lange keinen deutschen Verlag gefunden hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.08.2006

Mit großer Freude hat Maik Söhler diesen Roman Chandler Brossards aufgenommen, der 35 Jahre nach seinem Erscheinen in den USA endlich in deutscher Übersetzung vorliegt. Er feiert das voluminöse Sechzigerjahreepos als "grandiosen, formal und inhaltlich wunderbar gelungenen" Roman. Bei der Lektüre fühlt er sich an Werke des legendären Thomas Pynchon erinnert, entdeckt er doch bei Brossard ganz ähnliche literarische Mittel: neben "phantasmagorischen Ausflügen", "wohlkalkulierten Akzenten des Trivialromans" und "subtilem Humor" die Auflösung von "linearer Erzählung, auktorialer Identität und räumlicher Eingrenzung". Inhaltlich charakterisiert Söhler den Roman als aufregende Mischung diverser Elemente der amerikanischen Gegenkultur der sechziger Jahre: Sex, Drogen, Verweigerung, Subkultur, Verschwörungstheorie, Esoterik, Ökologie, Kunst, Psychologie, Pädagogik und Gesellschaftskritik. Grenzen von Raum und Zeit spielen keine Rolle mehr - so wohnt der Rezensent schon mal einer Sexorgie mit dem Nazischergen Martin Bormann bei. Sein Resümee über den Roman: "hellsichtig, humorvoll und genial verspielt".