Burkhard Schröder

Nazis sind Pop

Cover: Nazis sind Pop
Espresso Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783885207795
Broschiert, 159 Seiten, 12,73 EUR

Klappentext

Ist Pop links? Populärkultur ist Mainstream, volkstümlich, Kommerz. Underground als Kommerz-Strategie ist nazikompatibel: Kampf gegen das System durch Infiltration der Jugendkultur ist ein modernes Konzept der neonazistischen Gruppen. Nazi-Pop kann heißen: Techno-Frisur, Skinhead-Musik, im Urlaub Ballermann, PDS wählen, mit den Juden hatten wir schon immer ein Problem. Oder: Façon-, wahlweise Vokuhila-Frisur, Böhse Onkelz, Abenteuerurlaub auf Rügen, Opel Manta, wählen gehen ist Scheiße. Oder: Glatze, Nazi-Troubadix Rennicke, Esoterik-Urlaub in Stonehenge, Bolko Hoffmann und die deutsche Mark. Oder: Matte samt Pferdeschwanz, Death Metal, Kirchen anzünden in Norwegen, Hitler war Satan und ultraböse, und das ist hip. Burkhard Schröder zeigt auf: Der klassische Nazi ist so gut wie ausgestorben, ist nur noch Karikatur. Doch es gibt den neuen Nazi, der sich inmitten der Alltagskultur bewegt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.12.2000

"Das richtige Buch zur rechten Zeit", lobt Christoph Dieckmann den neuen Band des Journalisten Burckhard Schröder. Der Autor habe "kühl recherchiert und mit dem Feuer eines lutherischen Sendbriefs" eine Streitschrift vorgelegt, die den "sonoren Predigten gutdeutscher Ausländerbeturtelung" Einhalt gebiete. Rechtsradikales Gedankengut ist kein Randphänomen. Bei Schröder werden alle, auch die Linken und Wohlgesinnten, einer scharfen Kritik ausgesetzt. Schröders Arroganz stört den Rezensenten. Lichterketten, Prominenten-Aktionen, Indizierung und Verbote von rechtsextremen Produkten und Zusammenschlüssen sind für Dieckmann nicht einfach Beschäftigungstherapie, sondern zeigten Unbelehrbaren deutlich an, wo der Hammer hänge.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.12.2000

Schröders Buch will provozieren, weiß Rezensentin Annette Rogalla, und diese aufklärerische Haltung in Sachen Rechtsextremismus habe dem Journalisten soeben eine Anzeige des Bundeskriminalamtes eingetragen, da er auf seiner Homepage Links zu rechtsradikalen Organisationen und Medien geschaltet hatte. Laut Rogalla will Schröder von einem NPD-Verbot nichts wissen, für ihn sei diese Forderung nur ein Beweis dafür, dass unsere Gesellschaft selbst nationalistisch verfasst ist, indem sie die Rechten als abweichend ausgrenzt. Den Neonazi mit Glatze und Springerstiefel halte Schröder eh für eine im Aussterben begriffene Spezie: eine unnütze Dämonisierung. Für Schröder stellt sich das Problem anders, komplexer dar, so Rogalla, für ihn sei die rechte Kultur viel umfassender in der heutigen Gesellschaft verankert: durch Mode, Musik, Medien, Treffpunkte und rhetorisch auch in der Politik wiederkehrende Ideologiefragmente. Die Rezensentin sieht Schröder gelegentlich die Moralkeule (gegen die "Gutmenschen") schwingen und auch seine Rolle als agent provocateur komme nicht ohne Eitelkeit aus; dennoch machen für sie gerade diese Züge das Buch lesenswert, weil es damit über die üblichen Moralkategorien hinausreiche.