Brock Cole

Was wisst ihr denn schon

(Ab 13 Jahre)
Cover: Was wisst ihr denn schon
Carlsen Verlag, Hamburg 2002
ISBN 9783551580771
Gebunden, 176 Seiten, 13,50 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit. Linda ist 13, als sie der Polizei erklären muss, was sie mit dem Mord und dem Selbstmord zweier Männer zu tun hat. Für die Polizei und das Sozialamt ist sofort klar, wie sie zu den beiden stand. Die Fakten sprechen schließlich für sich. Aber so einfach ist das nicht und deshalb erzählt Linda ihre eigene Geschichte: von der Mutter, die trinkt und ihre Freunde spätestens nach jedem neuen Kind wechselt. Vom Herumgeschubstwerden in der Schule, von der Ablehnung durch die Großeltern. Und schließlich erzählt sie auch von den beiden Männern ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.03.2003

Die Rezensentin Christina Thurner staunt, dass sich die 13-jährige Protagonistin Linda aus Brock Coles Roman "Was wisst ihr denn schon" trotz ihres vollkommen verkorksten Lebens als glücklich bezeichnet. Ausgenutzt von der alkoholsüchtigen Mutter und missbraucht von deren Freund, muss Linda schon sehr früh ihre Rolle in einer sich auflösenden Welt ohne Sicherheit finden, fasst Thurner zusammen. Welche Strategien junge Frauen entwickeln, um sich ihre eigenen Identitäten zu schaffen, schildert Brock laut Rezensentin in nüchterner, unemotionaler Sprache sehr überzeugend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.11.2002

Schon die ersten beiden Bücher Brock Coles hatten es Siggi Seuss angetan, verrät diese, und auch das neue ist nicht von schlechten Eltern, auch wenn es um genau solche geht. Brock Cole hat eine harte Geschichte zu berichten, vielmehr lässt er das Mädchen Linda selbst berichten, die viel zu früh Verantwortung für sich und ihre Geschwister übernehmen musste und von den wechselnden Liebhabern ihrer Mutter als Objekt des Begehrens betrachtet wird, bis dieses Dasein ein jähes Ende findet und Linda im Heim landet. Seuss betont, dass dieses Buch nichts von einem sozialen Randgruppenbericht habe, stattdessen verleihe Cole dem Mädchen auf bewunderswerte Weise eine unmittelbare Sprache, die in präzisen Bildern - auf der Bewusstseinsebene einer Pubertierenden - die bröckelnde Fassade einer einst wohlbürgerlichen Familie abtrage. Eine "Poesie der verlorenen Illusionen" nennt Seuss Coles sensibles Portrait einer verunglückten Kindheit.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.10.2002

Sehr beeindruckt ist Katharina Döbler von diesem Buch, in dem der "erfahrene und mit mehreren Preisen ausgezeichnete Jugendbuchautor" sich durch seine Protagonistin mit dem Tabu des sexuellen Missbrauchs beschäftigt. Dabei lässt er das Mädchen, Tochter eines indianischen Vaters und einer weißen Mutter, selbst über ihren "Fall" berichten. So liest man, schreibt Döbler, "eine ereignisreiche und tapfere kindliche Autobiografie". Dabei hat der Autor den "Mut", urteilt die Rezensentin, die "bösen Onkels" weniger schlecht weg kommen zu lassen als manche der "wohlmeinenden Tanten", und also aufzuzeigen, dass es im ganz normalen Alltag "niemals einfach und eindeutig zugeht". Das Buch lässt spüren, dass "Brock Cole einfach sehr lange zugehört und hingesehen" hat, weshalb hier weder zwanghafte Naivität noch "sprachliches Understatement" auftauchen, das so häufig erwachsene Autoren gegenüber ihren Romanfiguren oder Lesern an den Tag gelegt wird, urteilt Döbler.