Benedikt XVI.

Licht der Welt

Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit. Ein Gespräch mit Peter Seewald
Cover: Licht der Welt
Herder Verlag, Freiburg i.Br. 2010
ISBN 9783451325373
Gebunden, 256 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Der Papst über sein Pontifikat, die Krise der Kirche und die dramatischen Probleme der Gesellschaft. Dieser Band dokumentiert ein Gespräch mit Benedikt XVI. vom Sommer 2010. Fünf Jahre nach der Wahl zum Papst, unter dem Eindruck des schockierenden Missbrauchsskandals und vor dem Erscheinen des zweiten Bandes von "Jesus von Nazareth", spricht der Papst über die Kirche in der Krise, über die Ökumene, über Reformen, über die Gesellschaft und über den Glauben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.12.2010

Rezensent Matthias Drobinski hält Peter Seewalds Interviewbuch mit Papst Benedikt XVI. "selbstverständlich" für eine "Sensation". Schließlich hat in seinen Augen noch nie ein Papst derart ausführlich über nahezu alle Aspekte des päpstlichen Lebens Auskunft gegeben. Neben einigen privaten Informationen erfährt er darin die Meinung des Papstes zur Erderwärmung, zur Zukunft des Christentums, zum angeblichen Relativismus in der Moderne. Zudem erwähnt er die Sätze zum Kondomgebrauch, die Schlagzeilen gemacht haben. Er nimmt dem Papst seine Betroffenheit über die Fälle sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche ab und findet seine Antworten auf die von Seewald gestellten Fragen klug. Ein zentrales Thema des Buchs scheint ihm die Krise der katholischen Kirche, die für den Papst in erster Linie eine Glaubenskrise ist, der er mit Rückkehr zum Bewährten, Entschiedenen, Modernitätsskeptischen begegnen will. Drobinski empfiehlt, zum Papstbuch parallel das Buch des schwulen katholischen Theologen David Berger zu lesen, der auch eine Krise der Kirche erkennt, aber mit ganz anderen Reformvorschlägen aufwartet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.11.2010

Rezensent Jan-Heiner Tück schaut sich näher an, was Papst Benedikt XVI. im Gespräch mit dem Journalisten Peter Seewald zum Status Quo des katholischen Glaubens und seines eigenen Amtes zu sagen hat. Dabei stellt er fest, dass allein der Umstand, dass dieses Buch existiert, sehr ungewöhnlich ist, und dass der Papst neue Wege der Kommunikation beschreitet. Allerdings ist Tück sich nicht sicher, ob der Papst einkalkuliert hat, welche Wellen Interviewbemerkungen schlagen können - wie etwa unlängst bei der Lockerung des Kondomverbots. "Bemerkenswert", wenn auch "nicht neu", findet der Rezensent die "Zeitdiagnosen" des Papstes. Im Umgang mit den Möglichkeiten, die der technische Fortschritt bereithält, kann die Religion nach Meinung des Papstes "eine vernünftige Selbstbegrenzung der Vernunft anstoßen". Interessant findet Tück, dass der Papst die Rolle der Medien bei der Aufklärung von Missbrauchsskandalen lobt und sich damit von der "wenig erleuchteten Medienschelte hoher Kirchenfunktionäre" distanziert.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.11.2010

Nach anfänglichem Fremdeln kann Rezensent Jens Jessen dem Papstinterview doch einiges abgewinnen. Stößt er sich zunächst vor allem daran, dass Interviewer Peter Seewald seinem Eindruck zufolge "unter der Maske des devoten Schmeichlers" Papst Benedikt XVI. "fatal gängelt" und immer nur nach den "denkbar reaktionärsten" Positionen fragt, zeigt Jessen bald jedoch fast Rührung angesichts der päpstlichen Irritation über die Bösartigkeit der Medien und die Feindseligkeit einer unchristlichen Öffentlichkeit gegenüber der Kirche. Die Presse scheint einfach nicht zu verstehen, dass über bestimmte Fragen wie Zölibat, Homosexualität, Frauen als Priester, Scheidung nicht anders als bisher entschieden werden kann, weil dies nun einmal die Norm ist. Hier zeigt sich der Protestant Jessen überrascht: Dass der Papst die Kirche als derart "verrechtlichtes System" betrachtet, hätte er nicht gedacht. Am überzeugendsten findet er Benedikt, wenn dieser den Glauben als unabdingbare Voraussetzung dafür nennt, dass der Mensch nicht sich und seine Umwelt zerstört. Wer glaubt, er müsse sich einst vor seinem Schöpfer verantworten, wird in seinem Handeln Vorsicht walten lassen - diese Überzeugung scheinen Papst und Rezensent zu teilen.