Barbara Frischmuth

Der Sommer, in dem Anna verschwunden war

Roman
Cover: Der Sommer, in dem Anna verschwunden war
Aufbau Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783351030230
Gebunden, 367 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Anna ist verschwunden, aber ist ihr ein Unglück geschehen, oder hat sie sich vielleicht davongestohlen, um ein bißchen Leben nachzuholen? Aus den mal irritierenden, mal sorgenvollen, mal ironischen Stimmen von vier Beteiligten läßt Barbara Frischmuth ein lebendiges Bild der Verschwundenen erstehen. Weil Anna auf ihrem Glücksanspruch beharrt hat, beginnen auch die anderen, intensiver zu leben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.10.2004

In ihrem neuen Roman, so der "czz" zeichnende Rezensent, formuliert Barbara Frischmuth wieder einmal ihre "Toleranz-Agenda, welche für einen differenzierten Blick auf türkische Religions- und Lebenskulturen wirbt". Das klingt zwar nach Wiederholung, doch dem Rezensenten hat offensichtlich gut gefallen, wie Frischmuth die Geschichte einer in Österreich ansässigen deutsch-türkischen Familie, aus der plötzlich die deutsche Mutter verschwindet - zu einem "vielstimmigen Tableau" arrangiert, in dem die Verbliebenen - der türkische Vater und die pubertierende Tochter - gezwungen sind, ihr Verhältnis zur Mutter zu reflektieren. Gerade die Vielschichtigkeit des Konfliktes zwischen Kulturen, Geschlechtern und Generationen, die Frischmuth mit "höflicher Ironie" und "kriminalistischen Spannungsmomenten" choreografiere, lässt ein regelrechtes Panorama der "fremden Nähen und intimen Befremdlichkeiten" erstehen und weist diesen Roman als "ideale Aufklärungslektüre für die reifere Jugend jeden Alters" aus, lobt unser Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.09.2004

Renate Schostack war guten Willens, kann aber mit diesem Roman nichts Rechtes anfangen. Er ist ihr zu geheimniskrämerisch, einerseits, und andererseits zu banal. Da ist eine Frau, als engelsgleich beschrieben, die aus der Enge ihrer glücklichen (!) Ehe entflieht und sich eine "Radikalkur" der Selbstverletzung auferlegt hat, bei der ein brutaler Liebhaber eine Rolle spielt. Anna, so heißt die unglücklich Glückliche, kommt kaum selbst zu Wort, andere Figuren - lauter Frauen und der "larmoyante Schläger", dem sie sich hingibt - erzählen über sie. Und so, schreibt Schostack, berichten sie dann Seite um Seite von "ihren wenig interessanten Lebensumständen". Doch am wenigsten hat der Rezensentin die Sprache zugesagt: "Die Rollenprosa macht die Protagonisten flach, sie sind das, was sie reden. Das ist für Schostack nicht nur "belanglos, trivial, vulgär", sondern wird durch Jargonhaftigkeit und einen von Klischees und abgenutzten Redensarten durchsetzten Munterkeitston auf weite Strecken schier unerträglich." Kein Glanz, und deshalb bleibt eine gute Geschichte im Verborgenen.
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