Ayu Utami

Larung

Roman
Cover: Larung
Horlemann Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783895023934
Gebunden, 328 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Indonesischen von Peter Sternagel. "Larung" ist ein bunter Bilderbogen an Geschichten um Saman, Yasmin, Sihar, Laila und ihre Freunde, die vielen Leserinnen und Lesern bereits aus dem Roman "Saman" vertraut sind. Die Perspektiven und Themen der Protagonisten sind geprägt von den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen unter dem Regime Suhartos. Dazu gehört beispielsweise die schwierige Aufarbeitung des Traumas, das durch die Massenmorde nach dem Putschversuch im September 1965 ausgelöst wurde. Aber auch das Leben der hedonistisch orientierten Mittelschicht spielt eine wichtige Rolle oder der Widerstand der sozialkritisch denkenden und politisch wachen Opposition gegen die Repression der korrupten Militärregierung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.03.2016

Rezensentin Angela Schader hat Ayu Utamis Doppelroman mit gemischten Gefühlen gelesen. Sowohl "Saman" als auch "Larung" überzeugen zwar durch Fantasie, Experimentierfreude und Mut im Umgang mit Themen, die in Indonesien nach wie vor prekär sind, versichert die Kritikerin. Allerdings hätte sich eher die Form einer Erzählsammlung angeboten, glaubt Schader: Sie folgt hier vier indonesischen Freundinnen, die sich zeitweise alle in New York treffen und sich jeweils auf ihre eigene Weise mit Geschlechterrollen, politischem Widerstand und Sexualität auseinandersetzen. Utami gelingt es nicht nur, in die immer noch verschwiegenen dunklen Bereiche des indonesischen Geschichtsverständnisses vorzudringen, sondern auch die Tabus der sexuell konservativen Gesellschaft zu brechen, schreibt die Rezensentin. Schade, dass das Romangeschehen bisweilen ein wenig zu "verworren" erscheint, klagt die Kritikerin, denn auch Utamis Vorstellungskraft und ihr Verdienst, die brüchige Komplexität Indonesiens sichtbar zu machen, haben Schade ausgesprochen gut gefallen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.10.2015

Gegen Ende des Romans fühlt es sich für Christina Lenz kurz an, als habe sie zwei Freunde verloren. So nah sei man den beiden Protagonisten gekommen, die nach 313 Seiten durch Soldaten des indonesischen Diktators Suharto brutal hingerichtet werden. Für Lenz gehört das Massaker an Kommunisten und Intellektuellen in den Jahren 1965/1966 zu den weltweit am wenigsten beachteten Massenmorden. Ayu Utami habe sich zur ersten Chronistin des 32 Jahre andauernden Suharto-Regimes aufgeschwungen und gehöre heute zu den polarisierendsten Schriftstellerinnen ihres Landes - auch wegen ihrer "radikal politischen Sicht". Am neuen Werk fällt der Rezensentin besonders der postmoderne Erzählstil auf, in dem Dialoge, Monologe und Traumsequenzen montiert würden und die Autorin häufig zwischen verschiedenen Zeiten und Orten springe. Dabei bleibe der erzählerische Blick von Utami allerdings "stets klar, tief und detailreich", so Lenz.