Arno Bamme

Homo occidentalis

Von der Anschauung zur Bemächtigung der Welt - Zäsuren abendländischer Epistemologie
Cover: Homo occidentalis
Velbrück Verlag, Weilerswist 2011
ISBN 9783942393034
Gebunden, 1000 Seiten, 78,00 EUR

Klappentext

Arno Bamme geht es in diesem Buch darum, die sozialhistorischen Wurzeln der gegenwärtigen Problematik im Verhältnis Natur/Gesellschaft/Wissenschaft/Technik deutlich zu machen. Ausgangspunkt seiner Argumentation ist David Bloors Edinburgh Strong Programme, demzufolge auch der "hard core" der Wissenschaft sozialen Ursprungs ist. Sein Ziel ist es, der tatsächlichen historischen Entwicklung, die sehr chaotisch verlaufen ist, soziologisch eine Struktur zu geben - in Form dreier Zäsuren, wobei das Wechselverhältnis von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft im Vordergrund steht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.01.2012

Für ein sehr gelungenes Beispiel Geschichtsmateralismus hält Rezensent Hans-Martin Lohmann dieses Mammutwerk des Klagenfurter Soziologen Arno Bamme. Auf tausend Seiten "anspruchsvoller Wissenschaftsprosa" rekonstruiert Bamme die Geschichte der westlichen Rationalität, die bei ihm nicht zur reinen Geistesgeschichte gerinnt, sondern ihren Lauf im Austausch mit sozialen und ökonomischen Entwicklungen nimmt (aber offenbar nicht mit anderen Zivilisationen). Nach Darstellung des Rezensenten macht Bamme dabei drei große Zäsuren aus, die für die Entwicklung der abendländischen Zivilisation entscheidend waren: Erstens die griechische Antike, in der die Einführung der Alphabetschrift, des Münzgelds und der Demokratie die menschlichen Beziehungen auf eine abstraktere Ebene geführt haben, zweitens die Neuzeit, als die rationale Naturbeherrschung auch die industrielle Revolution in Gang setzte. Die dritte Zäsur sieht Bamme - man höre und staune - in der heutigen Zeit, da wir alle zugleich Subjekt und Objekt von Natur und Wissenschaft werden. Für Lohmann ist dies auch ein "gigantischer Literaturbericht", er schlägt den Boden von Heraklit über Platon, Hegel, Marx, Weber bis zu Alfred Sohn-Rethel, aber eben nicht nur.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.07.2011

Mächtig Eindruck hat Arno Bammes knapp tausend Seiten umfassende Studie über die Genealogie abendländischer Rationalität auf Jochen Hörisch gemacht. Er attestiert dem Autor, alles, was von Heraklit über Hegel und Max Weber bis Luhmann zum Thema gedacht wurde, kundig und konzentriert darzustellen. Auch Außenseiter wie Gotthard Günther oder Alfred Sohn-Rethel kommen zu seiner Freude zu Wort. Im Zentrum sieht Hörisch die Frage nach den Zäsuren bei der Entwicklung abendländischer Rationalität, wie die Erfindung des Geldes oder des Vokal-Alphabets. Deutlich wird für Hörisch, dass die Rationalität des Homo occidentalis letztlich zutiefst sozioökonomisch geprägt ist. Bamme gelingt es seines Erachtens, Philosophie, Kultur- und Technikgeschichte, Soziologie, Kognitionswissenschaft und vieles mehr zu integrieren und so eine "große Erzählung" zu schaffen. Sein Fazit: ein Werk, das das "Zeug zum Klassiker" hat.