Angelika Overath

Flughafenfische

Roman
Cover: Flughafenfische
Luchterhand Literaturverlag, München 2009
ISBN 9783630873077
Gebunden, 173 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

In der Ortlosigkeit eines Flughafens kreuzen sich die Lebenslinien dreier Menschen. Eine müde Magazinfotografin gerät vor dem Riffaquarium der Transithalle in den Schwindel fragmentierter Reisebilder aus Afrika und Asien. Sie findet eine seltsame Nähe zu dem Mann, der hier die stillen Tiere pflegt wie seine Kinder. Während sich zwischen den beiden eine verschwiegene Liebe entwickelt, geht nebenan im Raucherfoyer eine Ehe zu Ende. Variiert werden im Wendekreis der Fische die Muster von Sehnsucht, Einsamkeit und Paarungen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.11.2009

Von Fischen und Menschen auf einem Flughafen handelt dieser "mit Bedacht konstruierte" Roman der Essayistin und Literaturkritikerin Angelika Overath, schreibt Rezensentin Sandra Leis, die das Buch offenbar gerne gelesen hat. Es geht um die Transithalle eines internationalen Flughafens. Blickfang ist ein enormes Meerwasseraquarium, dessen Fische zu "strukturellen Repräsentanten" der Transitpassagieren werden. In 18 Kapiteln lerne man außerdem drei einsamen Menschen in diesem Kosmos näher kennen: den Aquaristen Tobias, die Hochglanzfotografin Elis und ein rauchender älterer Professor für Biochemie, dem die Frau gerade nach 30 Jahren per SMS die Ehe aufkündigt. Das Faszinierende an diesem Buch ist für Leis aber vor allem, wie Overath das Aquarium mit dem Flughafen verknüpft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.08.2009

Dass die Autorin sich dem "modernen Zustand von Beziehungslosigkeit und Selbstverausgabung" vermittels eigener Sprache und Bilder annähert, hält Christoph Schröder ihr zugute. Präzise, wahrnehmungsstark findet er den in die Longlist zum Deutschen Buchpreis aufgenommenen Text, wenn Angelika Overath einen bodenständigen Flughafenaquaristen und eine globetrottende Fotografin mit (gelegentlich aufdringlicher) Fischmetaphorik und viel Eleganz vor dem Setting eines internationalen Flughafens miteinander bekannt macht. Staunend konstatiert Schröder Overaths Fähigkeit, den Airport-Kosmos immer wieder auf Einzelphänomene hin transparent zu machen, und das weitgehend dialogfrei. Rätselhaft erscheint Schröder nur, dass die Eleganz ausgerechnet im Moment des Zusammentreffens der beiden Hauptfiguren nachlässt und dass die Autorin eine dritte Figur einführt, die "unmotiviert" im Romangefüge steht. Ein bisschen so, als wäre ihr Flug gerade gestrichen worden.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2009

Ganz ausgesprochen genossen hat offenkundig Rezensent Friedmar Apel die Lektüre dieses zweiten Romans der Autorin. Angesiedelt ist er in einem Flughafen, es spielen aber vor allem ein Aquarium, das dort steht, sein Betreuer und eine "vielfliegende Reporterin", der der Aquariumbetreuer mit zusehends größerem Interesse begegnet, wichtige Rollen. Auch T.S. Eliot kommt vor, wenngleich nur als Anspielungshintergrund. Hingerissen ist Apel weniger von der Handlung als solcher, als von der "bewunderungswürdigen Beschreibungskunst", mit der Overath ihren Flughafen zum Schauplatz erstaunlicher Poesie zu verzaubern verstehe.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.08.2009

NZZ-Kollegin Angelika Overath macht den Transitraum eines Flughafens zum Handlungsort ihres neuen Romans und verändert damit nachhaltig Sibylle Birrers Blick auf dieses globale Niemandsland. Erzählt wird von einem nach dreißig Ehejahren verlassenen Professor, von einer Fotografin, die des rastlosen Jettens um die Welt müde ist, und von einem einsamen, das riesige Flughafenaquarium betreuenden Aquaristen, deren Wege sich hier kreuzen, erklärt die Rezensentin. Sie ist tief beeindruckt, wie es der Autorin gelingt, diesen Raum poetisch zu verdichten und besonders die symbolische Aufladung des Aquariums als Abbild der menschlichen Gesellschaft findet sie in seiner Komplexität sehr fesselnd. Einzig die Figur des Professors, der sich rauchend in einem Trauermonolog ergeht und zudem als einziger Ich-Erzähler auftritt, scheint Birrer seltsam "leer". Insgesamt aber ist sie begeistert von der poetischen Dichte dieses Romans, der ihr mit dem so zeitlosen und auswechselbaren Transitraum des Flughafens ein "Stück Alltagsbrachland fruchtbar" gemacht hat, wie sie preist.