Alan Isler

Klerikale Irrtümer

Roman
Cover: Klerikale Irrtümer
Berlin Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783827003836
Gebunden, 367 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Stefanie Schaffer-de Vries. Edmond Music, katholischer Priester und Rektor von Beale Hall, einem kirchlichen Forschungsinstitut, hat ein Geheimnis: er glaubt nicht an Gott. Und das ist keineswegs alles. Seit vielen Jahren teilt seine Haushälterin, die rothaarige Maude Moriarty aus Donegal, sein Bett. Und letztlich ist Edmond Music gar nicht Edmond Music. Er ist Edmond Music, das in Frankreich geborene Kind ungarischer Eltern - und Jude. Seine Mutter ist gestorben, seinen Vater hat er in den Wirren des Kriegsendes aus den Augen verloren. Den luxuriösen Posten als Rektor von Beale Hall verdankt er einer leidenschaftlichen Affäre mit einer reichen Frau, und er verbringt dort seine Tage in friedlichen kabbalistischen Studien. Aus dieser Bibliothek aber ist ein früher und bisher der Forschung unbekannter Gedichtband des großen Barden Shakespeare verschwunden...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.02.2003

Auch Islers dritter Roman wartet laut Ulrich Sonnenschein mit einem zynischen Helden auf, der sich "lustvoll-heimlich aus der Welt des Glaubens" verabschiedet. Und wie sein Protagonist ist auch der Autor ein säkularisierter Jude, der lustvoll jüdischen Humor mit englischem Sarkasmus verbindet, wie Sonnenschein schreibt, auch wenn der gebürtige Engländer seit langem in Amerika lebt und dort englische Literatur unterrichtet. So besitzt Islers Roman, der von einem ehemaligen ungarischen Juden handelt, der in einem katholischen Waisenhaus die Nazizeit überlebt hat und später zum Leiter eines christlichen Forschungsinstitutes avancierte, auch einen literaturhistorischen Subtext, erläutert Sonnenschein. Denn bei einem Antiquar taucht ein Buch auf, das angeblich von Shakespeare stammt und den Gelehrten als Hochstapler ausweist. Dieser Kniff schlage die Brücke zwischen Literaturhistorie und Kabbalistik, Hermeneutik und Literatur, schreibt der Rezensent begeistert über Islers melancholisch getränkten Schelmenroman.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.09.2002

Bernadette Conrad hat es offensichtlich mit diesem Roman nicht ganz leicht gehabt, denn sie betont den Arbeitsaufwand, den die Lektüre darstellt. Aber ihrer Meinung nach war es die Mühe wert: Die Leser werden mit einer verwickelten Geschichte belohnt, die mit "mehr als doppeltem Boden" konzipiert ist, verspricht sie. Der Roman handelt von einem katholischen Priester jüdischer Abstammung, der sich ein vermeintlich bequemes Leben auf einem englischen Landsitz eingerichtet hat, dann aber erkennen muss, dass er das tragische Ergebnis einer "verfehlten Identität" ist, resümiert die Rezensentin. Zwar verwirrt der Autor die Leser durch eine vordergründige Kriminalgeschichte und schlägt ständig irgendwelche Seitenwege im Fortgang der Handlung ein, doch scheint hinter der "gar zu spaßigen Erzähloberfläche" die ganze Jämmerlichkeit der Biografie des Protagonisten auf, so die Rezensentin beeindruckt.