Terezia Mora

Auf dem Seil

Roman
Cover: Auf dem Seil
Luchterhand Literaturverlag, München 2019
ISBN 9783630874975
Gebunden, 368 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Ist das Leben ein ewiger Balanceakt? Darius Kopp drohte an seinem Unglück zu zerbrechen. Drei Jahre sind vergangen, seit seine Frau Flora, seine große Liebe, gestorben ist. Der IT-Experte ist mit Floras Asche durch Europa gereist und schließlich auf Sizilien gelandet. Dort taucht eines Tages unverhofft seine 17-jährige Nichte auf. Das Mädchen ist allein unterwegs und weicht ihm nicht mehr von der Seite. Lorelei braucht Darius' Hilfe - und er die ihre. Mit ihr geht er zurück nach Berlin. Und lernt, sein Glück daran zu messen, was man durch eigenen Willen verändern kann - und was nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2019

Rezensent Tilman Spreckelsen bangt und freut sich mit Terézia Moras Antiheld Kopp. Wie die Autorin in ihrem neuen Buch das Schicksal des inzwischen auf Sizilien lebenden IT-Spezis und Witwers gestaltet, ihn mit neuen Anforderungen konfrontiert und nach Berlin zurückbeordert, findet Spreckelsen lesenswert. Eine Art Entwicklungsroman, der den Rezensenten nicht zuletzt durch seine sprachliche Souveränität und Eleganz überzeugt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2019

Rezensentin Ursula März ist voll des Lobes für Terézia Moras Darius-Kopp-Trilogie und insbesondere deren letzter Teil, "Auf dem Seil". Als einen "Helden der Durchschnittlichkeit" bezeichnet sie den Hauptprotagonisten Darius Kopp und vergleicht ihn wie seine Erzählweise mit James Joyces Leopold Bloom: Das Ineinanderspielen von auktorialer und innerer Stimme findet sie bei Mora meisterlich umgesetzt. Dass wir weiterdenken und ihren Vergleich auf die Schöpfer dieser Figuren ausweiten, forciert März, indem sie Mora mehrmals eine unvergleichliche erzählerische Brillanz bescheinigt und ihre drei Romane "überragend" und "genial" nennt. Im dritten dieser drei Teile führt sie Kopp wieder zurück nach Berlin, nachdem er im ersten die große Liebe gefunden, sie im zweiten Teil wieder verloren und eine lange Reise gen Osten unternommen hat, um einen Ort zu finden, an dem er ihre Asche vertreuen kann. Der Leser trifft ihn auf Sizilien wieder, vier Jahre nach seinem Verlust, was März für einen geschickten Kniff der Autorin hält: Sein Lamento ist nun verklungen, getröstet ist er von der Schönheit der Insel, und so kann er langsam seine flapsig-alltagsphilosophischen Überlegungen wieder aufnehmen, die März schon im ersten Band schätzte. Außerdem ist da noch die plötzliche Verantwortung für seine schwangere siebzehnjährige Nichte, die ihm bei der Rückkehr in die Alltagswelt und nach Berlin hilft, so März, die an dem Buch nicht nur die literarische Meisterschaft, sondern auch den Humor Moras schätzt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.09.2019

Judith von Sternburg kann verstehen, dass Terézia Mora ihren knuddeligen vom Glück verfolgten Helden liebhat. Sie selbst lässt sich wiederum gerne ein auf diesen vorerst letzten Teil der Trilogie um den "überforderten IT-Spezialisten", auch wenn er ihr nicht so komisch und nicht so abgründig erscheint wie die anderen Teile. Trotz aller inhaltlichen und formalen Harmlosigkeit gefällt ihr das Buch. Darius Kopp als Pizzabäcker in Italien, dann als Samariter in Sachen schwangere Nichte in Berlin - für Sternburg birgt das allerhand groteskes Potenzial und ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Dass Mora ihrem Antihelden ein Happyend schenkt, freut die Rezensentin ehrlich.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.09.2019

Viel lobende Worte findet Helmut Böttiger für den dritten Band von Terézia Moras Trilogie über den Netzwerkspezialisten Darius Kopp, der sämtliche Verbindungen zu seinem Leben kappt. Mit der Asche seiner verstorbenen Frau nach Sizilien geflüchtet, wird Darius Kopp in Catania von seiner schwangeren Nicht wieder eingeholt, berichtet Böttiger und freut sich über diese unvermutete Wärmequelle für den vereinzelten und eigentlich nicht sonderlich sympathischen IT-Spezialisten. Was den Rezensenten für den Roman und seinen Helden so einnimmt, lässt sich Böttigers Kritik nur ungefähr entnehmen. Der Rezensent beschwört präzise Milieuschilderungen, ein "Gefühl des Nicht-Greifbaren" eine "unverwechselbar ironisch-schnippische" Erzählhaltung.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 09.09.2019

Für Maike Albath beweist Terézia Mora mit dem Abschluss ihrer Kopp-Trilogie einmal mehr ihre literarische Kompetenz. Faszinierend erscheint Albath, wie die Autorin ihre bürgerliche, dauerbedröppelte Figur als Pizzaiolo ins vitale Sizilien schickt, wo er von seiner schwangeren Nichte noch einmal als Retter in der Not herausgefordert wird. Kopp und wie er sich dem Leben stellt, das liest sich für Albath wie eine "witzige Umdeutung des Bildungsromans". Handlungsführung und Perspektivgestaltung scheinen ihr virtuos.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.09.2019

Elmar Krekeler kann gar nicht genug bekommen von Terezia Moras Darius Kopp. Dass Mora ihren übergewichtigen Netzwerkspezialisten im dritten Teil der Reihe wiederum mit viel Empathie betrachtet, fällt Krekeler positiv auf. Die laut Krekeler in viele Richtungen ausgreifende Geschichte hat für ihn eine irritierende Gegenwartsrelevanz. Wie die Autorin das Prekäre der Existenz ihrer Figur in wechselnden Perspektiven und inneren Dialogen spiegelt, scheint dem Rezensenten bemerkenswert. Sollte sich dieser irrlichternde Held wieder einmal zu Wort melden, Krekeler wäre ganz Ohr.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.09.2019

Rezensent Roman Bucheli regt der dritte Teil von Terezia Moras Darius-Kopp-Zyklus zum Nachdenken über die Halbwertszeit von Romanfiguren an. Warum den Helden nicht beizeiten einfach verschwinden lassen? Moras Figur, vor allem aber dem Leser wäre einiges erspart geblieben, findet Bucheli, zum Beispiel ein schmerzhaft nachlässig geschriebener und lektorierter Text voller Fehler.  Lustlos erscheint dem Rezensenten der Roman aber auch in der Art, wie die Autorin mit ihrem Protagonisten verfährt, so als wüsste sie selber nicht so recht, wieso dieser Kopp immer noch da ist und was sie mit ihm anfangen soll. Und der Leser? Der kämpft sich durch "gedankliche Schlichtheit" und eine "verblasene Sprache" und erinnert sich wehmütig an Moras einst preiswürde Prosa, meint Bucheli.