Walter Benjamin

Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik

Werke und Nachlass. Kritische Gesamtausgabe, Band 3
Cover: Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783518585016
Gebunden, 398 Seiten, 34,80 EUR

Klappentext

Walter Benjamins Dissertation - 1918/1919 in Bern entstanden und 1920 in einem Berner Verlag gedruckt - ist seine erste Buchveröffentlichung, in der bereits viele Motive seines späteren Denkens angelegt sind. Benjamin selbst schrieb über seine Arbeit: "Was sie sein sollte, ist sie geworden: ein Hinweis auf die durchaus in der Literatur unbekannte wahre Natur der Romantik." Der Band bringt den Text des Erstdrucks, gefolgt von den Ergänzungen, die der Autor in sein Handexemplar eintrug, und der Druckfehlerliste. Des weiteren sind die Notizen zur Romantik enthalten, die zusammen mit der bisher unveröffentlichten Liste der "Originalschriften" der Romantik und der "Schriften über Romantik" Benjamins intensive Beschäftigung mit dieser Epoche in umfassender Weise beleuchten. Uwe Steiner dokumentiert darüber hinaus ausführlich den Verlauf der Doktorprüfung und der Drucklegung sowie Florens Christian Rangs Auseinandersetzung mit dieser Arbeit, indem er dessen Randnotizen und einen Brief an Benjamin vom 10. Oktober 1920 wiedergibt. Die neu aufgefundenen Briefe Benjamins an den Berner Philosophen Paul Häberlin beschließen den Band.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.08.2008

Rezensent Ludger Lütkehaus nutzt den vorliegenden Band vor allem zu einem schaudernden Ausblick auf das editorische Martyrium (ja, er scheut vor diesem Begriff nicht zurück), das noch kommen wird. Bei Werken wie der Dissertation über die Kunstkritik liegt ja noch eine Druckausgabe letzter Hand vor. Aber wie soll es bei fragmentarischen Konvoluten wie dem "Passagenwerk" werden? Lütkehaus annonciert eine textreligiöse Praxis wie in den Hölderlin- und Kleist-Ausgaben des Stroemfeld-Verlags - und Streit , sehr viel Streit. Nach dieser dräuenden Einleitung ist die Besprechung dieses Bandes fast Routine: Benjamins Text hat 160 Seiten, der Kommentar des Herausgebers Uwe Steiner 240 - also nur undramatisch mehr. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die Lütkehaus aus der Lektüre des Kommentars mitnimmt, ist, dass Benjamin sich die Zitate der Geistesheroen seiner Dissertation durchaus mal zurechtbiegt und die von ihm selbst geforderte philologische Textfrömmigkeit somit hintergeht. "Das Subjekt des Autors geht in die Form und Substanz seines Materials ein", sagt Lütkehaus. Sowas dürfte sich ein heutiger Akademiker natürlich nicht mehr erlauben!

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.06.2008

Freudig begrüßt Alexander Cammann den ersten Band der auf 21 Bände angelegten historisch-kritischen Edition der Werke Walter Benjamins, die voraussichtlich im Jahr 2018 vollendet sein wird. Er widerspricht dem Vorurteil, nichts sei für einen Autor tödlicher, als in die Hände der Philologen zu geraten. Gerade angesichts der überall grassierenden "Benjaminitis" hält er das Projekt einer kritischen Gesamtausgabe für höchst bedeutsam, ziele es doch darauf ab, das Wichtige wieder in den Blick zu bekommen. Die kritische Gesamtausgabe scheint ihm schon wegen der unübersichtlichen und wechselvollen Veröffentlichungsgeschichte Benjamins nötig, mehr noch aber, weil dadurch der "eigentümliche Denkstil" Benjamins, seine "verzettelte Produktion", das Fragmentarische und Verwobene seines Denkens sichtbar wird. Mit großem Lob bedenkt er die edle Aufmachung und typografische Gestaltung der Ausgabe. Der nun vorliegende Band "Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik" lässt für ihn bereits jetzt deutlich werden, wie ertragreich diese Edition ist bzw. sein wird. Camman applaudiert: "eine epochale Leistung, die eines epochalen Denkers würdig ist."

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