Jeanette Winterson

In dieser Welt und anderswo

Cover: In dieser Welt und anderswo
Berlin Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783827000422
Broschiert, 230 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Jeanette Winterson legt zum ersten Mal eine Sammlung mit Erzählungen vor. Parallel zu den Romanen der vergangenen Jahre entstanden, legen auch diese siebzehn Texte Zeugnis ab von der Imaginationskraft Wintersons.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.2000

Renate Schostack sieht in der Autorin ein gutes Beispiel dafür, wie eine Jungautorin erst hochgejubelt und später niedergemacht wird, obwohl ihre Schwächen von Anfang an sichtbar waren. Sie selbst lässt kaum ein gutes Haar an den Erzählungen. Eine "literarische Entwicklung"? Fehlanzeige, findet Schostack. Auch "Geschmack und Stilsicherheit" sind ihrer Ansicht nach nirgends auszumachen. Stattdessen greller "Sprachschwulst", der der Rezensentin offenbar gehörig auf die Nerven gegangen ist. Einige Beispiele überzeugen den Leser sofort. Zwar räumt die Rezensentin ein, dass zumindest eine Geschichte, in der sich ein Kind gegen die Bigotterie seiner Mutter zur Wehr setzt, immerhin "originell, auch komisch" ist. Doch diese Komik geht wiederum auf Kosten der Schlichtheit und Religiosität der Mutter, stellt Schostak fest, die eine solche Vorgehensweise einfach "zu billig" findet.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.07.2000

Eine vergnügliche Kritik! Wir zitieren: "Heutzutage haben ja alle was in der DNA, so wie man früher einen Knick in der Schüssel hatte". Günther Ohnemus hat der neue Erzählungsband von Jeanette Winterson nicht gefallen, für ihn sind die seiner Ansicht nach müden Geschichten der sonst um keinen Skandal verlegenen englischen Autorin ein typisches Produkt des Versuchs, eine Schreibblockade zu überwinden. Das Ergebnis dieser Bemühungen hätte er lieber in die Schublade oder den Papierkorb versenkt gesehen. Hin und wieder, das gibt Ohnemus zu, hätten die Geschichten Biss und überraschten einen mit Fragen nach der DNA oder der Farbe von Mickymaus` Unterhose. Fragen, die sich einem, der lieber einen Knick in der Schüssel als DNA im Literaturregal hat, nicht gerade als wissenswert aufdrängen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.06.2000

Wintersons Erzählungen auf einen Nenner zu bringen, scheint nicht ganz leicht zu sein. So zieht es Angela Schader denn auch vor, einige dieser Erzählungen einzeln zu beleuchten. In `Das Verschwinden I + II` beispielsweise betont Schader die Doppelbödigkeit "zwischen Traum und böser Wirklichkeit", und in `Das grüne Quadrat` zeige Winterson den Konflikt des Ich-Erzählers zwischen materiellem Überfluss und "eigenem Selbstverlust". Schader zeigt sich bei fast allen Geschichten sehr beeindruckt von Wintersons eigenwilliger Vorstellungskraft, aber auch von ihrem "treffend bösen Witz". Bedauerlich findet sie allerdings die Anordnung der Texte, denn die ersten Erzählungen findet sie vergleichsweise schwach oder verbucht sie eher als "feministische Manifeste". So dauert es nach Ansicht der Rezensentin eine Weile, bis man sich zu den wirklich lohnenden Erzählungen durchgelesen hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.03.2000

Winterson probiert mit diesen Erzählungen "hörbar Haltungen und Tonarten aus", meint Margrit Irgang in ihrer Besprechung. Irgang ist so fasziniert von den Geschichten, dass sie der Nacherzählung großen Raum gibt: Immer seien die Figuren von der Sehnsucht nach dem wahren Leben erfüllt, so dass sie in ihrem von Kompromissen gezeichneten Alltag schmerzlich vermissten. Sie lobt die "aufs Äußerste" reduzierte Sprache und die "Virtuosität", mit der Winterson ihre Figuren zeichnet.
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