Jonas Kreienbaum

Das Öl und der Kampf um eine Neue Weltwirtschaftsordnung

Die Bedeutung der Ölkrisen der 1970er Jahre für die Nord-Süd-Beziehungen
Cover: Das Öl und der Kampf um eine Neue Weltwirtschaftsordnung
De Gruyter Oldenbourg Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783110769708
Gebunden, 354 Seiten, 59,95 EUR

Klappentext

Die beiden "Ölschocks" von 1973/74 und 1979/80 waren nicht nur zentrale wirtschaftliche Ereignisse, sondern übten entscheidenden Einfluss auf die zeitgenössischen Debatten um eine grundlegende Reform, wenn nicht gar Revolution, der Weltwirtschaftsordnung aus. Das vorliegende Buch untersucht die Ölkrisen erstmals nicht allein mit Blick auf die Industriestaaten der nördlichen Hemisphäre, sondern fragt gleichberechtigt nach ihren Folgen für die Staaten des Globalen Südens. Die Studie argumentiert, dass die Ölkrisen der OPEC die notwendigen Machtmittel in die Hand gaben, um die Forderung nach einer Neuen Weltwirtschaftsordnung 1974 erfolgreich auf einen Spitzenplatz der internationalen Agenda zu setzen. Gleichzeitig führte die Belastung der Ökonomien zahlreicher "Entwicklungsländer" durch die massiven Ölpreissteigerungen jedoch mittelfristig zum Auseinanderbrechen der Solidarität der Dritten Welt und damit zum faktischen Ende des Reformprogramms in den frühen 1980er Jahren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.01.2023

Nicht nur angesichts der aktuellen Energiekrise findet Rezensentin Elke Seefried diese Habilitationsschrift des Politikwissenschaftlers Jonas Kreienbaum ausgesprochen instruktiv, sondern auch weil sie "konzise und sprachlich gelungen" die Folgen der Ölkrise für die Weltwirtschaftsordnung neu in den Blick nimmt. Die Länder des Globalen Südens, damals die "Dritte Welt", glaubten, dass "Öl als Waffe" ihnen helfen würde, den Westen unter Druck zu setzen, um gerechtere Handelsbeziehungen durchzusetzen, wie Seefried Kreienbaums Darstellung paraphrasiert. Doch mussten sie im Laufe der siebziger Jahre erkennen, dass ölreiche Opec-Staaten wie Algerien und Saudi-Arabien ganz andere Interessen hatten als ölarme wie Sambia, die natürlich unter den hohen Energiepreisen litten. Interessant findet Seefried zudem, wie der Nord-Süd-Konflikt Kreienbaum zufolge in den achtziger und neunziger Jahren von der politischen Agenda verschwand, als die neoliberale Globalisierung alternative Vorstellungen einer Neuen Weltwirtschaftsordnung vom Tisch fegten. Seefried hätte sich vielleicht mehr Perspektiven auf das Thema gewünscht, aber die Leistung dieser Arbeit, die ihr Willy Brandts Nord-Süd-Kommission, die Brundlandt-Kommission und die UCTAD in Erinnerung ruft, beeindruckt sie.
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