Niels Seibert

Vergessene Proteste

Internationalismus und Antirassismus 1964-1983
Cover: Vergessene Proteste
Unrast Verlag, Münster 2008
ISBN 9783897710320
Kartoniert, 224 Seiten, 13,80 EUR

Klappentext

Niels Seibert stellt Proteste aus der Bundesrepublik Deutschland in der Zeit von Mitte der 1960er bis Mitte der 1980er Jahre vor. Schwerpunkt ist die Zeit des Anwachsens sowie der Fraktionierung der 68er-Studentenbewegung, in der neue Gruppen und Bewegungen entstanden, die an den Internationalismus der Studentenbewegung anknüpften. Diese Zeit, Ende der 1960er bis Anfang der 1970er, war von einer weltweiten Aufbruchstimmung geprägt. Auf allen Kontinenten revoltierten Menschen auf den Straßen, in Betrieben und an den Universitäten gegen die herrschenden Verhältnisse. Die politischen Aktivitäten, zu denen Niels Seibert recherchierte, sind vielfach in Vergessenheit geraten. Ausgewählt wurden Proteste der Studenten- und Internationalismusbewegung, die sich innerhalb der Themenbereiche Kolonialismus und Neokolonialismus, internationale Solidarität, bundesdeutsche Ausländerpolitik sowie Flucht und Asyl bewegen. Die politischen Aktionen und Kampagnen waren einerseits eine praktische Kritik an staatlicher Politik und hatten andererseits Einfluss auf politische Entscheidungen. In diesem Wechselverhältnis vermitteln sie sowohl etwas über die politischen Verhältnisse als auch über die Bewegungen dieser Zeit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.09.2008

Martin Rapp begrüßt Niels Seiberts Buch über den Antirassismus "Vergessene Proteste". Die zwölf exemplarischen Episoden, in denen der Autor von heute fast vergessenen Protestbewegungen in der Bundesrepublik erzählt, findet er überaus spannend zu lesen. Dabei hebt er besonders die Geschichte der Demonstration gegen den kongolesischen Diktator Tschombe in Berlin 1964 hervor, die Rudi Dutschke als "Beginn unserer Kulturrevolution" bezeichnete. Rapp berichtet ferner von entschlossen antirassistischen Demonstration 1968/69 gegen die Abschiebung von türkischen und iranischen Studenten. Generell bescheinigt er dem Autor, den Antirassismus der 68er aufzuarbeiten und diese nahezu vergessene Geschichte auf politische Debatten der Gegenwart zu beziehen. Gefallen haben ihm zudem die reiche Bebilderung und das "eindrucksvolle Material von der Bewegung", welche der Band bietet. So sieht Rapp in dem Buch auch eine erhellende "Gegenerzählung zu den Schriften von Autoren wie Götz Aly".