Slavoj Zizek

Der zweite Tod der Oper

Cover: Der zweite Tod der Oper
Kadmos Kulturverlag, Berlin 2003
ISBN 9783931659455
Gebunden, 192 Seiten, 16,90 EUR

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.07.2003

Gerhard R. Koch zeigt sich beeindruckt von Slavoj Zizeks assoziativen Fähigkeiten: Eine Parallele zwischen dem Warten von Tristan auf Isolde und "Lola rennt" - darauf muss man erst mal kommen! Aber was so "ein spekulativer Sprungkünstler" ist, der "lichtert" ohne allzu große Besorgnis um wasserdichte Philologie "durch den Wald der Wagnerschen Motiv-Abgründe" und zeigt, worauf man mit Liebe zur Oper und Lust auf Hermeneutik alles so kommen kann - "wie man Kunst, Psychoanalyse und Politik anregend zusammendenken kann". Koch hat sich anstecken lassen, ist Zizeks "waghalsigen Exkursen" gefolgt und denkt gar nicht daran, den zur Ordnung rufenden Zeigefinger zu erheben. Denn "heilsame, erkenntnisfördernde Verwirrung", sei bekanntermaßen ein sokratisches Prinzip und Aufgabe eines jeden Philosophen. Beifall!
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.03.2003

Man darf Slavoj Zizek nicht so ernst nehmen, meint Sebastian Handke unter Anspielung auf einen "Totalverriss" des Analytikers durch Jörg Lau im "Merkur", dann kann man das "Vergnügen an einprägsamen Bildern und überraschenden Kurzschlüssen" genießen, ohne sich über den theoretischen Wust, den Zizek so gern produziert, zu echauffieren. Diesmal wird also Richard Wagners Frauenbild durch die Wortmaschine von Zizeks Lacanismus gedreht - und Handke hat das versprochene Vergnügen zumindest zum Teil empfinden können. Besonders gefallen hat ihm Zizeks Lektüre des "Tristan" als einer Anthologie männlicher Vermeidungsstrategien: "Dreimal führt die Oper vor, wie man das reale Begehren der Frau möglichst fern von sich hält." Weniger wohl war Handke allerdings bei Zizeks "unvorsichtigen" Ausflügen in die Volkspsychologie - ausgerechnet die Besessenheit vom "Ewig-Weiblichen" scheint der Psychoanalytiker da zum Wesenszug der Deutschen zu erklären.
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