Fabio Wolkenstein

Die dunkle Seite der Christdemokratie

Geschichte einer autoritären Versuchung
Cover: Die dunkle Seite der Christdemokratie
C.H. Beck Verlag, München 2022
ISBN 9783406782381
Gebunden, 222 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

In Ungarn wickelt Viktor Orbáns Fidesz-Partei gerade die Demokratie ab und beruft sich dabei besonders emphatisch auf die christdemokratische Tradition. Ein ungehöriger Affront, könnte man meinen. Aber wie ernst war es christdemokratischen Parteien in der Vergangenheit eigentlich mit der liberalen Demokratie? Nach Ende des Zweiten Weltkriegs feierte die Christdemokratie in Europa ihren Siegeszug. Dabei setzten sich besonnene Staatsmänner wie Konrad Adenauer, Alcide de Gasperi oder Robert Schuman auf einem vormals von Krieg und Gewalt geprägten Kontinent nachdrücklich für Frieden, Wiederaufbau und Stabilität ein. Dennoch hatte die Christdemokratie im Nachkriegseuropa auch eine dunkle Seite: Der autoritäre Geist des reaktionären politischen Katholizismus wirkte in ihr weiter, was sich etwa an der unverhohlenen Bewunderung vieler Christdemokraten für Diktatoren wie Franco und Salazar oder einem angespannten Verhältnis zur freien Presse und den Institutionen der liberalen Demokratie offenbarte. Durch die schrittweise Abkehr von konservativen Positionen - in Deutschland vor allem in der Ära Kohl vollzogen - erfuhr die Christdemokratie schließlich einen nachhaltigen Demokratisierungsschub. Allerdings war der Preis dafür eine ideologische Entkernung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2022

Rezensent Joachim Scholtyseck hält Fabio Wolkensteins Studie zur Geschichte des politischen Katholizismus und der Christdemokratie in Deutschland für parteilich und unausgewogen. Schuld ist wohl die Kürze, aber auch mit Wolkensteins Herangehensweise zeigt sich der Rezensent unzufrieden, da der Autor die modernisierenden Elemente der Christdemokratie weitgehend ausblendet und sich auf die Verbindungen zum Klerikalfaschismus in Österreich oder zu Orbans Ungarn konzentriert, wie er feststellt. Neben dieser "polemischen Oberflächlichkeit" entdeckt Scholtyseck zwar durchaus Bedenkenswertes, etwa zum Wertewandel, insgesamt aber überzeugt ihn das Buch nicht.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.07.2022

Rezensent Rudolf Walther folgt Fabio Wolkenstein bei seiner Erkundung der dunklen Seite christdemokratischer Macht. Wie und wann der europäische Konservatismus nach '45 rechts blinkte erläutert ihm der Autor anhand des Umgangs mit Franco und Salazar, aber auch mit Victor Orbans Fidesz-Partei oder anhand von Sebastian Kurz in Österreich. Alternativ zu Wolkenstein empfiehlt Walther weiterhin Hans Maiers "Revolution und Kirche" von 1959. Nicht nur in Bezug auf eine Geschichte des politischen Katholizismus erreicht Wolkenstein nur selten Maiers Niveau, findet Walther.
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