Hartmann von Aue

Der arme Heinrich

Zweisprachige Ausgabe - mittelhochdeutscher Text und moderne Nachdichtung
Cover: Der arme Heinrich
Carl Hanser Verlag, München 2003
ISBN 9783446202870
Gebunden, 136 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Nachdichtung von Rainer Malkowski. Mit einem Nachwort von Norbert Miller. Hartmann von Aues "Der arme Heinrich", ein Basistext der deutschen Literatur, handelt von nichts Geringerem als der Verantwortung gegenüber dem Leben und den Umgang mit dem Tod. Rainer Malkowski hat dem mittelhochdeutschen Versepos Seite für Seite einen modernen Text gegenübergestellt, der möglichst viel vom Original erkennbar macht und zugleich den Text für uns entschlüsselt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2003

Rezensent Joachim Heinzle zeigt sich sehr angetan von Rainer Malkowskis Nachdichtung von Hartmann von Aues Verserzählung "Der Arme Heinrich", die Ende des zwölften Jahrhunderts entstand. Mit einer "zurückhaltend rhythmisierten" Sprache, die sich strikt am Neuhochdeutschen orientiere, halte der kürzlich verstorbene Lyriker die "Mitte zwischen einer Nachbildung in gereimten Versen und bloßer Prosa", ein Verfahren das durch Dieter Kühns Übersetzungen von Wolframs "Parzival" und Gottfrieds "Tristan" populär wurde. Zur Freude Heinzles meidet Malkowski dabei die Manierismen, die Kühns Übersetzungen "immer wieder schwer erträglich machen". Heinzle kommt zu dem Schluss: "So glatt hat sich der 'Arme Heinrich' auf neuhochdeutsch noch nie lesen lassen." Was man mögen könne oder auch nicht. "Glänzend ist es allemal", hält er fest, auch wenn er etwas bedauerlich findet, dass sich Malkowski "im Detail" immer wieder weit von der Vorlage entfernt. Weniger überzeugend findet er allerdings das Nachwort von Norbert Miller. Insbesondere dessen psychologisierende Interpretation des "Armen Heinrich" hält er für "völlig überzogen".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.07.2003

Rainer Malkowski hat uns ein Werk aus den muffigen Kellern der Pflichtlektüre befreit, jubelt Alexander von Bormann. Jetzt könne man den "Armen Heinrich", wie von Norbert Miller in einem "klugen" Nachwort angeregt, tatsächlich "gegen den Strich lesen", der da wäre: Mittelalter = romantischer Überschwang. Stattdessen gebe es jetzt das Epos eines "Anti-Hiob" zu lesen, dem "Musterbild eines Ritters", der von den Höhen seines Standes herabstürzt, als ihn Krankheit und Entstellung befallen. Nur die Selbstaufopferung eines jungen Mädchens kann ihn retten - tatsächlich findet sie sich, und was tut der arme Ritter? Er nimmt dankend an. Das aber, so Bormann, sei der Skandal der Dichtung, den Malkowski in seiner modernisierten Fassung nicht in Gesäusel verkleistere, sondern "wahrnehmbar und nachvollziehbar" mache. Auch die Entscheidung des Mädchens ertrinke nicht im Pathos, sondern werde "mit subtiler Rücksichtslosigkeit ausgeleuchtet" und als durchaus pragmatisch offenbart. Das Fazit des Rezensenten: "Ein großes, etwas zwielichtiges Werk in einer klug akzentuierenden, poetisch starken Neu-Übertragung."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.06.2003

Zunächst einmal gibt Hans-Herbert Räkel bei seiner Besprechung dieser Nachdichtung von Aues Verserzählung zu bedenken, dass es sich dabei um einen der bekanntesten, am häufigsten übersetzten und in "unzähligen Prosaseminaren" studierten mittelhochdeutschen Texte handelt. Eine weitere Ausgabe hält der Rezensent deshalb nicht für wirklich nötig und in diesem Fall nur deshalb für gerechtfertigt, weil Rainer Malkowski das mittelhochdeutsche Werk "versgetreu nachgedichtet" hat und zudem Norbert Miller ein 30 Seiten umfassendes Nachwort "beigesteuert" hat. Mit diesem Nachwort nun hat Räkel gewisse Schwierigkeiten, denn es würdigt Malkowskis Text weniger als Übersetzung denn als völlige Neuschöpfung, was der Rezensent bei der Treue zur Vorlage ziemlich überzogen findet. Er lobt die guten "sprachlichen Einfälle" Malkowskis, aber für ihn sind sie vor allem Zeichen einer gelungenen Übersetzung und weniger einer genuinen Eigenleistung als Lyriker. Miller weckt mit seinem Nachwort allzu hohe Erwartungen, die der Text dann nicht einlösen kann, kritisiert der Rezensent. Und mitunter hat unser Rezensent auch Textstellen gefunden, die auf Neudeutsch dann doch peinlich klingen und der Bedeutung der Vorlage nicht gerecht werden, wie er anhand des Wortes "Süße" eindringlich demonstriert.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de