Cal Flyn

Verlassene Orte

Enden und Anfänge in einer menschenleeren Welt
Cover: Verlassene Orte
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2023
ISBN 9783751840040
Gebunden, 344 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Milena Adam. Die schottische Essayistin Cal Flyn erkundet in diesem Buch Orte, an denen keine Menschen mehr leben - oder nur noch wenige ihr Dasein fristen. Es sind Sperrgebiete oder Geisterstädte, Festungsinseln und Niemandsländer, unwegsames Terrain, auf das sich Flyn wagt, als sie verwaiste und verwüstete Orte besuchte, um zu verstehen, was passiert, wenn man der Natur erlaubt, sich ihren Platz zurückzuerobern. Auf einer unbewohnten schottischen Insel begegnet sie einer Herde verwilderter Rinder, in Tschernobyl einer Handvoll Menschen, die nach der Nuklearkatastrophe in ihre kontaminierten Häuser zurückkehrten, und in Detroit, der einst viertgrößten Stadt der USA, trifft sie auf ganze Straßenzüge, die so verfallen sind, dass Tiere und Pflanzen sie übernommen haben. Egal wie trostlos, unheimlich, verwüstet und verseucht die Orte sind, die Flyn erkundet, überall erkennt sie allen Widrigkeiten zum Trotz Anzeichen von ökologischer Resilienz und Regeneration, kurzum: von Leben. Sie entdeckt Pflanzen, die auf kontaminierten Böden gedeihen, Fische, die gegen bestimmte Gifte unempfindlich geworden sind oder einen künstlichen See, der zur belebten Wüste versandet. Ihr Buch ist ein Plädoyer für eine radikale Überprüfung dessen, was wir unter 'Natur' verstehen. Nicht zuletzt bietet es vielfältige, auch verstörende Antworten auf die dringliche Frage, wie der Schaden, den wir an der Natur verursacht haben, noch behoben werden kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2024

Mit der schottischen Essayistin Cal Flynn begibt sich Rezensentin Anna Vollmer an zwölf verlassene Orte, die, von Tschernobyl bis Detroit, aus den unterschiedlichsten Gründen zu verwaisten Landstrichen geworden sind. Flynn kann berichten, dass die Natur diese Orte oftmals zurückzuerobern weiß, was ihr zufolge aber eher als Anregung zu vorausschauender Vorsicht denn zu naiver Hoffnung zu verstehen ist, wie Vollmer berichtet. Dass auch ehemalige Industriegebiete wieder zu anregenden Orten werden können, glaubt die Kritikerin gerne, doch etwas weniger verkitschter Pathos hätte dem Buch auch gutgetan.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.11.2023

Mit kleineren Schwächen durchaus empfehlenswert findet Rezensent Nico Bleutge den essayistischen Band von Cal Flyn, die in so entlegene Gebiete wie die Antilleninsel Montserrat oder die zypriotische Pufferzone zwischen dem griechischen und dem türkischen Teil der Insel reist und sich die dortigen Vegetationen und klimatischen Bedingungen anschaut. So stellt sie, und mit ihr auch der diesbezügliche angetane Bleutge, fest, dass in Gegenden, die aufgrund von Extremwettersituationen oder auch kriegerischen Auseinandersetzungen wie in Verdun verwaist sind, oftmals eine Rückkehr der Natur nach einiger Zeit zu beobachten ist. Die Beobachtungen, so der Kritiker, werden auch mit Fachwissen ergänzt, nur die manchmal doch etwas klischeehaften Bemerkungen etwa zum Bedarf des "Kampfes" für das Klima schmälern das Lesevergnügen ein wenig - aber nicht so sehr, dass er insgesamt nicht doch eine Leseempfehlung aussprechen würde.
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