Stephan Valentin
Der Ameisenfeind. Roman
Pfefferkorn Verlag, Heidelberg 2000
Ein trostloses Kaff auf dem Lande, brütend unter sommerlicher Hitze. Hier kommt Jonas, ein kleiner Junge, mit seiner Mutter nach fluchtartiger Reise an. Das Heimatdorf ist nicht das erhoffte Refugium: Die bigotten Einheimischen verbergen ihre Ablehnung nicht; die Großmutter ignoriert Jonas schlichtweg. Auch die eifersüchtig geliebte Mutter entgleitet Jonas immer mehr. Seine Enttäuschungen lassen Jonas ins Fiktive fliehen. Frustration und Verzweiflung brechen immer häufiger in Aggressionen aus ihm heraus. Als dann die frühreife Sarah mit den drei Zöpfen Jonas zu einer gefährlichen Aktion überredet, wird ihre Rache an der Erwachsenenwelt aufs Furchtbarste vergolten. Die Handlung ungebrochen aus kindlicher Perspektive geschildert. Gerade das für das Kind Unbegreifliche, Unausgesprochene, lässt sich dabei zwischen den Zeilen erahnen, und wenn Jonas dem auf ihm lastenden Druck mit sadistischen Versuchen an Insekten Luft macht, dann wird dies auf subtile Weise zum Spiegel der weitaus beängstigenderen Grausamkeit der Erwachsenen.