Maria Janion
Die Polen und ihre Vampire. Studien zur Kritik der Phantasmen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2014
Herausgegeben von Magdalena Marszalek. Aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann und Thomas Weiler. Im Zentrum ihres Werkes steht der Begiff der krytyka fantasmatyczna, die Befragung von Literatur, Film und Kunst auf ihre imaginären Potenziale hin, auf bewusste und unbewusste kulturelle Vorstellungen, Selbst- und Fremdbilder, die in den ästhetischen Gebilden wirksam sind. Ein bedeutendes romantisches Phantasma ist der Vampir als Doppelgänger und Schatten, als "Symbolfigur für die Transgression zum Bösen". Maria Janions kritische Studien zu Bildern des Weiblichen oder zum unheimlichen Slawentum als dem Unterbewussten der europäischen Kultur provozieren nationalkonservative Kreise bis heute. Was es für die Polen bedeutet, dass ihr Land Schauplatz des Holocaust war, ist eines der großen Themen ihres Spätwerks. Mit ihrem Ruf "Nach Europa, ja! Aber nur zusammen mit unseren Toten" fordert sie, im Anschluss an Adam Mickiewicz "Ahnenfeier" und Imre Kertész Rede vom "Holocaust als Kultur", eine Kultur des Trauerns und Erinnerns.