Jan Rehmann (Hg.) / Thomas Wagner (Hg.)
Angriff der Leistungsträger?. Das Buch zur Sloterdijk-Debatte
Argument Verlag, Hamburg 2010
Der Ausdruck "Leistungsträger" polarisiert laut Allensbacher Institut für Demoskopie die Deutschen stark. Gibt man das Wort bei Wikipedia ein, so erfährt man zunächst, es sei ein politisches Schlagwort, das die "Besserverdienenden" bezeichne. Weiter liest man, eine verbindliche Definition gebe es nicht, aber wer das Wort "Leistungsträger" benutze, tue dies, um in der politischen Diskussion eine Senkung der Spitzensteuersätze zu begründen. Der Begriff führt also unmittelbar ins Zentrum der Verteilungskämpfe des gesellschaftlichen Reichtums. In einer ökonomischen Krise, wo die Frage, wer für die Werteverluste und leeren Staatskassen zahlen soll, wieder neu aufgeworfen wird, hat Peter Sloterdijk die üblichen Steuersenkungsparolen utopisch überboten, als er in seinem FAZ-Beitrag vom 13. Juni 2009 den "produktiven" Schichten der Leistungsträger das Ziel einer Abschaffung der Steuern und ihre Ersetzung durch freiwillige Gaben vor Augen führte und sich erstaunt zeigte, dass sie nicht zum "plausiblen" Mittel eines "antifiskalischen Bürgerkriegs" griffen. Mit Sloterdijks gezielter Provokation kam die im Mai 2009 eröffnete FAZ-Artikelserie zur Zukunft des Kapitalismus so richtig in Fahrt. Und mit der Antwort von Axel Honneth in der Zeit kam es zum Medienereignis einer "Sloterdijk-Honneth-Debatte", an der sich alle größeren Zeitungen Deutschlands beteiligten.