Astrid Pohl
TränenReiche BürgerTräume. Wunsch und Wirklichkeit in deutschsprachigen Filmmelodramen 1933-1945
Edition Text und Kritik, München 2010
Das Filmmelodram gilt seit rund 100 Jahren als populäre Form des bürgerlichen Erzählkinos. Besonders im Nationalsozialismus zeigte sich außerdem seine Funktionalisierbarkeit für ideologische Kontexte in affirmativer wie in subversiver Absicht. Die vorliegende Arbeit untersucht die Verortung melodramatischer Spielfilme zwischen bürgerlicher Kultur und nationalsozialistischem Kunstanspruch. In kompakten Überblicksdarstellungen wie in detaillierten Einzelanalysen rekonstruiert die Autorin die jeweiligen Rezeptionsbedingungen zwischen soziopolitischen Realitäten und mentalen Verfasstheiten der "Volksgemeinschaft". Dies wird als Schlüssel zu der Frage verstanden, wie die Filme und die in ihnen entworfenen Welt- und Wertemodelle von ihrem Publikum verarbeitet wurden. Die hier erstmals unternommene Untersuchung der gesamten melodramatischen Filmproduktion der NS-Zeit überprüft das Konzept eines kohärenten "Genres".