Wilfried Witte
Tollkirschen und Quarantäne. Die Geschichte der Spanischen Grippe
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2008
300.000 Tote im Deutschen Reich, bis zu 50 Millionen weltweit - die Bilanz der Spanischen Grippe. "Spanische Grippe", so hieß die verheerendste Grippe-Epidemie der Moderne - und zwar, weil als einer der Ersten der spanische König an ihr erkrankte. Während die Bürger San Franciscos nur noch mit Schutzmasken herumlaufen, die Schulen im Deutschen Reich und in Frankreich geschlossen und von der Südsee bis Afrika Quarantänen verhängt werden, versuchen Ärzte weltweit vergeblich, dem Erreger auf die Spur zu kommen. Aderlässe und Blutegel kommen zu neuen Ehren, Heidelberger Pathologen sezieren violett und schwarz verfärbte Leichen mit blutroten Lungen (Tuberkulosekranke wie Franz Kafka trifft die Grippe besonders hart), ein bulgarischer Naturheiler braut aus Tollkirschen ein Wundermittel gegen die Kopfgrippe und ein Kasseler Arzt gründet mit Unterstützung der italienischen Königin eine Spezialklinik. Und dann gibt es da auch noch die infizierten Schweine und Vögel...