Charles Joseph de Ligne
Gedanken und Fragmente
Manutius Verlag, Heidelberg 2007
Die Gedanken und Fragmente des Fürsten Charles Joseph de Ligne (1735-1814) vermitteln die Kunst des Beiläufigen. Der Reiz der Unmittelbarkeit, den die historische Distanz kaum mindert, legt den Eindruck nahe, daß der Geist nicht immer weht, wo er will, sondern oft dort, wo die Thermik der Salons ihn begünstigt. De Ligne war sich bewusst, dass er die Fülle seiner Einfälle und Beobachtungen nicht nur seiner Begabung, sondern auch seinem gesellschaftlichen Stand und Milieu verdankte, den Höfen und Palästen, an und in denen er lebte, den Briefen, die er wechselte, den Bekanntschaften, die er schloss, den Dialogen, die er führte. Geist beruft sich nicht auf die Einsamkeit, er entfaltet sich in der Geselligkeit, er steht hier nicht gegen Tradition, er definiert sich durch sie. Zeugnis einer untergegangenen Welt, zeigen seine Bemerkungen, dass die Vorstellung, das Vergangene habe, da zu Recht vergangen, der Gegenwart nichts zu sagen, täuschen kann.